Als im letzten Jahr unser Babymädchen geboren wurde, stellte sich für uns immer öfter die Frage: was könne unsere zwei Großen denn schon allein? Und auch die Frage nach dem allein auf den Spielplatz gehen oder eine Freundin besuchen kam auf. Denn ich kam oft in die Situation, dass unser Baby gerade schlief und die beiden Großen aber gern noch die Freundin, die 150 m entfernt wohnt, besuchen wollten. Oder eben auch noch mal fix eine Runde auf dem Spielplatz gewünscht wurde.
Am Anfang hatte ich ehrlich gesagt ziemlich viel Angst ihnen zu erlauben, dass jetzt einfach allein zu machen. Sie hätten sich ja beim Spielen verletzen können und ich wäre dann nicht da. Und was sonst noch so alles passieren kann. Mein Kopf war auf jeden Fall voll mit jeglichen Szenarios. Allerdings wollte ich eben auch nicht, dass meine zwei Großen jetzt immer auf vieles verzichten müssen wegen ihrer kleinen Babyschwester. Und so machte ich mir irgendwann bewusst, dass ich die Beiden sowieso nicht für immer beschützen kann und wir einfach einen gemeinsamen Weg finden müssen, damit sie lernen sich selbstständig in unserer Welt zu bewegen. Denn anscheinend trauten sie sich das auch selbst zu!
Und so begannen wir dann damit, dass die Beiden dann irgendwann das erste Mal allein zu einer Freundin in unserer Straße liefen. Sie waren damals 4 und 6 Jahre alt und es war schon wirklich beruhigend, dass die Beiden wenigstens immer zu Zweit unterwegs sind. Denn würde eine von beiden stürzen oder sich sonstwie verletzen, dann könnte die andere immer noch Hilfe holen. Mit dabei waren meist der Roller oder das Fahrrad. So war der Zeitraum, in dem sie wirklich unterwegs waren, dann auch ziemlich kurz. Immer wenn sie losgefahren waren, habe ich kurz eine Nachricht an die Mama der Freundin geschickt, die mir dann wiederum Bescheid gab, wenn die Beiden angekommen sind.
Abends kamen dann zwei unglaublich stolze Mädchen wieder nach Hause. Denn es ist schon irgendwie etwas ganz besonderes gewesen, so ganz allein die Freundin zu besuchen.
Von da an wurde ich auch entspannter bei dem Thema. Wir sprachen immer einige Regeln ab, die auch gut eingehalten wurden. Immer bevor es los ging, redeten wir beispielsweise nochmal darüber, wie sie sicher eine Straße überqueren. Glücklicherweise wohnen wir am Ende einer Sackgasse und bislang haben sie sich auch nur innerhalb unserer Straße bewegt. Das hat natürlich auch vieles einfacher gemacht!
Auch eine Armbanduhr hat uns immer gut geholfen. Denn inzwischen gehen unsere Mädels auch schon allein auf den 100 m entfernten Spielplatz. Bevor es losgeht schauen wir dann immer gemeinsam auf die Uhr und machen uns eine Zeit aus, bis zu welcher sie wieder nach Hause kommen. Ganz pünktlich waren sie noch nie bis jetzt, aber spätestens 10 Minuten nach der Zeit waren sie auch immer wieder da.
Insgesamt klappt es wirklich sehr gut bei uns und ich kann mich auf die Beiden verlassen. Aber auch unsere dörfliche Wohngegend macht es uns schon sehr einfach. Es gibt kaum Verkehr und verirren können sie sich bei den wenigen Straßen auch nicht.
Allerdings finde ich, kommt es eben bei diesem Thema auch sehr auf die individuellen Eigenschaften von Kindern an. Ich kann mich bei wichtigen Dinge wirklich gut auf unsere Mädels verlassen. Sie würden nie einfach so mit zu einer Freundin gehen, ohne mir vorab Bescheid zu geben und auch im Straßenverkehr sind sie sehr umsichtig. Und der wichtigste Punkt war für uns mit Sicherheit auch der, dass sie immer zu Zweit unterwegs sind. So habe vor allem auch in ein deutlich besseres Gefühl dabei unsere Kinder ziehen zu lassen.
Eure Sarah
4 Comments
SilkeAusL
19/09/2018 at 15:58Hallo Sarah,
meine beiden Mädels (5,5 und 7) sind auch bei uns in der Siedlung alleine unterwegs.
DerSpielplatz ist bei uns direkt gegenüber(aber mittlerweile uninteressant), eine Freundin wohnt eine Straße weiter.
Aber es geht auch schon mal ein bisschen weiter weg, zum Beispiel auf den Schulhof (200m Luftlinie). Die Große fährt/geht auch schon mal alleine, ist oft aber nach 10 Minuten wieder da, wenn sie niemanden trifft. Die Kleine lasse ich nur mit der Großen zusammen raus; wie Du auch geschrieben hast: wenn sie fällt, kann die Große mich schnell holen (oder umgekehrt).
Die große Bundesstraße und die Freundinnen, die auf der anderen Seite wohnen sind alleine tabu(wobei ich der Großen schon zutrauen würde, dass sie den Weg über die Ampel schafft, den Rest kann sie wieder dort durch die Siedlung statt an der Bundesstraße fahren). Bisher wurde sich (wenn auch mit Protest) dran gehalten. Ich hoffe, es bleibt auch so!
LG Silke
Sarah
19/09/2018 at 22:43Hallo Silke, schön zu hören, dass eure Erfahrungen da sehr ähnlich sind und das Alter deiner Mädels ist ja auch wie bei uns.
Yvonne van Brakel
19/09/2018 at 22:21Unserer Großen hatte ich es damals mit 6 das erste Mal erlaubt alleine zum Spielplatz zu gehen. In direkter Nähe gab und gibt es 2. Bei dem in unserer Siedlung durfte sie auch manchmal ihre Schwester mitnehmen, aber nicht zum anderen in der Nachbarsiedlung wegen der Hauptstraße. Bzw. nur mit der Auflage, dass ich mit schaue, wie sie rübergehen und sie zur verabredeten Zeit abholen komme.
Schrägerweise, dürfen die Mädels (6 und 9) nun ihren 3 Jahre alten Bruder mitnehmen – aber ohne Fahrrad, da er noch kreuz und quer fährt, zu Fuß ist ok. Das hat auch in vielen Fällen gut geklappt.
1x hab ich meinen Kindern verboten alleine irgendwohin zu gehen für ca. 3 Wochen. Da wurde mein Kind von einem Anschnacker angesprochen. Mein Mann wollte nur flott aufs WC und dann mit zum Spielplatz, sie könne ruhig los, meinte er… Er sah den Mann quer über die Straße auf unsere Tochter zu gehen. Er fragte wohl nach der Uhrzeit. Mein Mann wollte sie ihm sagen, da rannte er plötzlich davon.
Von da an habe ich meinen Kindern erlaubt, dass sie immer und überall klingeln dürfen, wenn sie Hilfe benötigen und sie sich nicht mehr wohlfühlen. Die Telefonnr. können sie auswendig, so bin ich immer erreichbar. Verlasse ich das Haus z.B. zum Einkaufen und mein Mann ist arbeiten, hole ich die Kinder ab… Wir wohnen auch auf dem Dorf und viele aus der nahen Umgebung kennen uns auch und wissen oft von den Sonntagsspaziergängen wo wir wohnen. Daher hab ich keine Bedenken, wenn sie “irgendwo” klingeln.
Einfach zu anderen gehen kam vor, ohne zu fragen wird das aber auch nicht mehr gemacht. Das beruhigt ja auch, wenn die Kids die Absprachen einhalten und alles gut geht.
Sarah
19/09/2018 at 22:49Hallo Yvonne, so ein unschönes Erlebnis hatten wir auch mal und danach war ich erstmal wieder etwas zurückhaltender gewesen mit dem allein unterwegs sein. Das mit dem irgendwo klingeln finde ich noch einen guten Hinweis. Die meisten in unserer Straße kennen unsere Beiden auch und würden mit Sicherheit sofort helfen, wenn etwas ist.