In unserem letzten Urlaub hatten wir einige Verabredungen mit Freunden und unserer Familie. Unter anderem eine Verabredung zum Frühstück. Morgens um 9. Für einen Urlaub ist das für uns eine doch recht frühe Zeit, da alle in unserer Familie eher zu den Langschläfern gehören. Ja, auch unsere Töchter sind selten vor 9 Uhr aus ihren Betten, wenn sie nicht geweckt werden.
An diesem Morgen war ich sehr verschlafen. Christian und ich waren am Abend zuvor noch zu zweit weg gewesen und die Mädels hatten neben ihrer Oma geschlafen. Eigentlich waren sie relativ früh schlafen gegangen, aber an diesem Morgen war ich die einzige die rechtzeitig im Bad war. Der Rest der Familie war lieber noch so lang wie möglich liegen geblieben.
So war dann irgendwann wieder einmal der Punkt gekommen, wo wir uns alle plötzlich sehr beeilen mussten. Schnell noch die Kinder anziehen, Zähne putzen usw. Ich hatte den Mädels ihre Kleidung herausgelegt und sie gebeten alles möglichst selbstständig anzuziehen. Das klappt hier manchmal etwas besser, manchmal nicht so gut. Eigentlich beherrschen es Beide, aber wirklich gern machen sie es nicht allein.
Unter anderem hatte ich den Beiden auch Kniestrümpfe herausgelegt. Eine von ihnen besitzt ein graues Paar, die andere ein braunes. Nun war es so, dass sich eine der Töchter schon komplett angezogen hatte. Als die andere nun zu ihrem Kleiderstapel ging, fand sie ihr graues Paar Socken dort vor. Leider war sie felsenfest der Meinung, dass ihr das braune gehören würden. Dem war aber nicht so. Ich konnte also unmöglich von der Schwester verlangen das Paar zu tauschen. Sie hatte ja ihre an und wollte diese auch gern anbehalten.
Das gefällt mir nicht
So war nun eines der Mädchen sehr unzufrieden mit ihre Kleiderauswahl und zeigte dies auch deutlich. Sie weigerte sich sich anzuziehen, denn sie wollte ja nur dieses eine Paar braune Socken.
Doch wir mussten uns beeilen, denn bis zu unserer Frühstücksverabredung waren gerade mal noch 15 Minuten Zeit und wir hatten auch noch die Fahrt vor uns. So versuchte ich also ihr klar zu machen, dass sie da etwas verwechselt und ihr tatsächlich das herausgelegte Paar gehört. Sie hatte aber eine feste Meinung und wollte diese natürlich auch behalten. Irgendwann fand ich einen Weg und konnte sie davon überzeugen ein anderes pinkes Paar mit Schleifen anzuziehen. Wir konnten endlich los fahren und kamen mit 40 Minuten Verspätung zu unserer Frühstücksverabredung.
Was ist wichtig?
Für uns als Eltern scheint es völlig unberechtigt zu sein, diesen Unmut wegen ein Paar Socken zu zeigen. Doch betrachten wir das ganze Mal aus der Perspektive eines Kindes.
Was sind für uns denn „wichtige Dinge“ wegen denen es sich lohnt Sorgen zu haben? Da sind vielleicht Geldsorgen, Zukunftssorgen oder Sorgen um das politische Weltgeschehen. All diese Sorgen kennen meine Kinder nicht. Sie wissen nicht, dass es Grenzen des möglichen Konsums gibt, sie kennen keine Armut oder andere furchtbare Dinge. Meine Kinder leben in einer behüteten und geborgenen Welt. Sie haben immer etwas zu Essen, kennen keinen Hunger und die größte Sorge des Tages ist vielleicht das verlorene Lieblingskuscheltier.
Meine Kinder differenzieren ganz anders zwischen wichtig und unwichtig als ich das tue. Sie haben noch nicht so weit über den Tellerrand ihrer eigenen wohlgehüteten Welt geschaut, wie ich das habe.
Und in dieser behüteten Welt erscheint das Problem der falschen Socken viel relevanter als aus der Sichtweise die wir Eltern vielleicht haben.
Irgendwann werden unsere Kinder älter und empfinden solche Probleme anders. Ihnen wird es dann gehen wie uns. Wir, die wir uns vielleicht Sorgen um Kleinigkeiten in unserem Leben machen. Sorgen darum, wie wir nur wieder den Wäscheberg schaffen sollen. Und sind wir plötzlich konfrontiert mit viel größeres Sorgen, wie vielleicht denen die Menschen in Syrien haben, merken wir ganz schnell wie klein diese doch sind.
Auch wir leben oft in einer Welt, wo manch eine große Sorge doch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet ganz nichtig erscheint. Und doch sind diese Sorgen gerechtfertigt!
Den Blickwinkel ändern
Deswegen sollten wir manchmal unseren Blickwinkel ändern. Kindersorgen und Unmut mal aus dem Blickwinkel der Kinder betrachten. Es ist okay, wenn es meine Tochter stört die falschen Socken zu haben. Egal ob es ihre sind oder nicht. Sie war unglücklich mit dem was sie hatte. Und das ist okay. Denn es steht mir nicht zu, zu beurteilen was ihr wichtig ist!
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