Kinderpläne // Von Sinn und Unsinn und einem See!

“E, warum hast du den ganzen Sand auf der Wiese verteilt, ich habe doch erst gestern…” – “Aber Mama, ich wollte doch nur einen See bauen.” Wie oft begegne ich dieser Situation. Meine Töchter machen irgendetwas, was für mich völlig unerklärlich ist. Sie schaufeln den Sand aus dem Sandkasten, obwohl ich ihnen schon oft gesagt habe, dass das nicht gut wäre. Denn wenn der Sand auf der Wiese ist, ist der Sandkasten bald leer und sie können nicht mehr darin spielen. Da wir kein Auto haben, ist auch nicht so schnell neuer besorgt. Als ich den Beiden das erklärt hatte, war es ihnen auch total klar und sie versprachen den Sand drinnen zu lassen. Aber dann kam der große Regen. Das Planschbecken stand noch im Garten und war nach dem Regenguss voller Wasser. Und was gibt es schöneres zum Spielen als Wasser! Meine Töchter füllten ihre Eimer und Förmchen damit, aber bald waren diese alle voll. So kam schnell eine neue Idee: ein See im Sandkasten. Und zwar ein großer! Während ich also das Abendessen kochte, buddelten die Beiden fleißig. Wohin mit dem Sand? Darüber konnten die dabei nicht nachdenken, es musste doch ein See gebaut werden. So flog der Sand einfach nach hinten auf die Wiese.

Als ich irgendwann nach draußen kam war ich natürlich erst einmal genervt. Wir hatten erst vor kurzem ne ganze Menge neuen Sand gekauft. Meine Töchter konnten wahrscheinlich überhaupt nicht verstehen, warum Mama sich nicht über den tollen See freut, sondern nur über den verteilten Sand schimpft. Sie hatten das doch so toll gebaut!

Sehr oft macht in meinen Augen das Verhalten meiner Kinder keinen Sinn. Oft bin ich genervt, von dem was sie tun. Aber wenn ich ihnen dann genauer zuhöre merke ich eigentlich sehr schnell, das sie Dinge nicht tun um mich zu ärgern. Sie haben eigentlich immer einen Plan, der in ihrem Kopf großen Sinn macht. Manchmal handeln sie natürlich auch impulsiv, aber auch das macht im Grunde Sinn. Denn immer ist ein Auslöser da, oder eben ein Ziel was erreicht werden möchte.

Auch wenn ich meinen Kindern manchmal Absicht vorwerfen möchte, oder es auch immer mal wieder tue. Sie möchten mich nicht mit Absicht ärgern. Warum auch? Meine Töchter lieben mich und sind auf mich angewiesen. Auch als Babys haben sie nicht geschrien um mir mit Absicht den Schlaf zu rauben.  Sie hatten ein Bedürfnis, dass erfüllt werden sollte und wofür sie mich brauchten. Genau aus diesem Grund ist es auch kein Verwöhnen, wenn wir sofort auf jedes Weinen reagieren. Denn unsere Kinder machen das nicht, um uns zu ärgern oder weil sie verwöhnt werden möchten. Sie brauchen uns einfach. Und genau aus diesem Grund ist auch ihr Verhalten nicht an böse Absicht geknüpft. Auch Wutausbrüche, wie sie in der so oft als “Trotzalter” bezeichneten Phase regelmäßig vorkommen, sind eigentlich kein Widerstand gegen die Eltern. Sie zeigen nur, dass das Kind einen Plan hatte. Einen Plan der nicht so ganz funktionierte. Einen Plan den wir von außen oft nicht erkennen und deswegen auch die Wut und den Widerstand oft nicht verstehen.

Als meine Tochter den Sand im Garten verteilt hat, hatte sie einen Plan. Diesen Plan konnte ich von außen nicht erkennen und habe verärgert reagiert. Dabei hat ihr Verhalten eben durchaus einen Sinn ergeben, einen Sinn den ich nicht sehen konnte. Aber sie wollte mich keinesfalls ärgern. Warum sollte sie auch ihre nächste Bezugsperson verärgern, zu der sie eine enge Bindung hat und auf die sie angewiesen ist? Es ist oft nicht so einfach kindliches Verhalten zu verstehen. Ich kann meine Kinder fragen und versuchen den Sinn und Plan hinter ihrem Verhalten zu verstehen. Oder ich nehme es hin, aber ihnen Unsinn und Absicht vorzuwerfen wäre wohl eher der falsche Weg.

Eure Sarah

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