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Mamagedanken

Studieren mit Kind // Die Sache mit der Vereinbarkeit

Ich studiere im vierten (also planmäßig letzten) Semester meines Masters und wollte im jetzigen Wintersemester mein letztes Seminar abschließen. Vor einigen Wochen suchte ich also nach einem, welches mir vom Thema her zusagt und welches dann auch noch mit den Betreuungszeiten der KiTa vereinbar ist. Diese Betreuungszeiten sind nicht wirklich günstig, aber leider gibt es hier keine Kitas die länger offen haben. Es fand sich dann doch ein Seminar, welches von den Zeiten gut passt. Zweimal geht es abends länger, aber das ließ sich gut organisieren.

Alles gut geplant und dann die Realität

Heute war dann der Termin zur Vorbesprechung. Leider hatten einige Studierende nicht genau im Vorlesungsverzeichnis geschaut, wann das Seminar genau stattfinden würde. Viele stellten fest, dass sie zu der Zeit nicht können. So wurde das Seminar auf den Abend verschoben. Für mich heißt das ich kann nicht teilnehmen, denn die KiTa meiner Töchter schließt 15 Minuten nach Veranstaltungsbeginn. Leider zählen meine Argumente wohl nicht an einer familienfreundlichen Hochschule. So wurde der Termin trotz meiner wohl, denke ich zumindest, berechtigten Einwände verschoben. Nochmal zu meinen Einwänden: es ist eines der wenigen Seminar die zeitlich für mich möglich sind ohne meine Kinder mit in die Uni nehmen zu müssen und ich bin im vierten Semester. Ab dem nächsten Semester überschreite ich die Regelstudienzeit! Für die meisten meiner Kommilitonen ist das ein absolutes No-Go. Kaum einer möchte gern länger studieren als nötig (schöner Lebenslauf und so).

Leider kein Einzelfall

An solche Grenzen der Vereinbarkeit stoße ich leider immer wieder. Der Geburtstermin meiner großen Tochter lag am Ende eines Semesters. Ich wollte in dem Semester eigentlich auch ein Seminar belegen. Also bat ich die Dozentin um einen alternativen Klausurtermin (etwas früher oder später), denn der Entbindungstermin lag zwei Tage vor dem beanschlagten Klausurtermin. Antwort: “Nein, das geht nicht.” Meine Erklärung wurde leider nicht einmal angehört und eigentlich hat der sehr runde Bauch auch für sich gesprochen und eine Erklärung hätte eigentlich nicht von Nöten sein müssen.

Dann vor einem Jahr, fragte ich einen Dozenten ob ich eventuell einen kleinen Vorteil bei der Seminarplatzvergabe haben könnte, da es schwierig sei ein Seminar zu finden das mit den KiTa-Zeiten meiner Töchter zu vereinbaren ist. Antwort: “Ich verstehe nicht wo das fair wäre?” Ich dachte mir: Okay nicht weiter schlimm, dann erarbeite ich mir eben die Leistungspunkte in den nachfolgenden Semestern.

Und Sonderregeln sind doch möglich

Auf der anderen Seite habe ich mit erlebt, wie Studierende bevorzugt wurden weil sie im nächsten Semester ein Auslandssemester geplant hatten. Und diese waren gerade einmal im 2. Semester und hätten dementsprechend nach ihrem Auslandsaufenthalt immer noch die Möglichkeit gehabt ein Seminar zu belegen und damit ihr Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Ich habe gegen diese Sonderregelungen absolut nichts einzuwenden. Ich finde es gut, wenn  individuell Personen ihren Situationen entsprechend einen kleinen Vorteil erhalten. Aber wieso erhalten ich als Studierende mit Kindern diesen so oft nicht. Ich bin doch eigentlich offensichtlich in einer besonderen Situation?!

Nur leider nicht für Eltern

Und jetzt stehe ich hier. Planmäßig mein letztes Semester und habe immer noch keinen Seminarplatz. Und das an einer Hochschule die sich als familienfreundlich bezeichnet. An einer Hochschule wo über Gleichstellung geredet wird.

Sehe nur ich, die direkt in dieser Situation ist wie schwierig ein Studium mit Kindern oft zu vereinen ist? Und das es ganz schön wäre ab und an ein wenig Unterstützung von der Universität zu erhalten. Wissen Menschen ohne Kinder einfach nicht wie schwer es ist eine Betreuung für Kinder zu finden? Oder ist das System einfach darauf ausgelegt, dass Frauen mit Kindern dazu gebracht werden nicht mehr zu studieren?

Immer wieder wird über das große Thema Vereinbarkeit gesprochen.  Und doch immer wieder festgestellt, dass es hier in Deutschland so oft kaum möglich ist. Es gibt zu wenig Betreuungsplatz und oft sind die Öffnungszeiten der Kitas zu kurz. Die Verwandten, die einspringen könnten, wohnen oft zu weit weg oder sind selbst noch beruflich gebunden. Diese Problematik wird anscheinend von Nicht-Eltern selten erkannt.

Und dabei gebe ich mir echt Mühe. Ich versuche immer alles ganz strukturiert zu planen. Ich habe mir gezielt ein Seminar gesucht, was zeitlich passt. Schade, dass auf die vorgegebenen Termine kein Verlass zu sein scheint.

Eure Sarah

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11 Comments

  • Reply
    Schokominza
    28/10/2015 at 11:22

    Ich finde wirklich traurig, dass deine Uni so schlechte Bedinungen hat und dann auch noch einfach Seminare verschiebt. Hast du mal überlegt, mit dem Asta drüber zu sprechen, deiner Studierenden-Vertretung?

    • Reply
      Sarah
      28/10/2015 at 11:25

      Ja, ich habe schon Mails an die entsprechenden Stellen verschickt. In den letzten Semestern auch, leider hilft es nicht viel, da die Dozierenden am Ende immer noch das letzte Wort haben. Aber ich hoffe, dass es zukünftig wenigstens etwas bewegt wenn ich mich immer wieder beschwere, dass es so nicht okay ist. Was mich vor allem nervt ist, dass es in anderen Fachbereichen oft ganz anders läuft und das innerhalb der gleichen Universität.

  • Reply
    Isa
    28/10/2015 at 11:25

    Hallo Sarah, die liebe Vereinbarkeit. Es ist schon eine Krux mit Kindern Erfolg zu haben. Ich befinde mich zwar nicht mehr im Studium, habe aber auch 2 Kinder und suche eine neue Beschäftigung. Es ist zum Verzweifeln…Ja, am Nachmittag können sie arbeiten. NEIN. Kann ich eben nicht. Und die Teilzeit-Jobs, die auf dem Markt sind, die bekomme ich nicht. Fragt sich warum?
    Den Kopf nicht hängen lassen!
    Alles Liebe
    Isa

  • Reply
    barbara schilling
    28/10/2015 at 13:06

    Wirklich schade!!
    Ich drück euch die Daumen! Und … es gibt durchaus Menschen, die euch gut verstehen können!
    Kopf hoch – und nicht unterkriegen lassen. Toi Toi Toi für den Master, liebe Sarah!

  • Reply
    Nordseeluft
    29/10/2015 at 8:06

    Liebe Sarah,

    ich kann gar nicht verstehen, warum die Dozenten bei dir so eingefahren sind. Ich finde das unglaublich traurig. An meiner Hochschule mussten wir uns immer an einem bestimmten Termin online in die Semonare einwählen – ein reiner Platzkampf kann ich dir sagen. Studierende, die ein oder mehrere Kinder hatten, dürften ein paar Tage vorher wählen. So sollte es doch auch sein, oder? Und das ist dann fair für alle!

    Liebe Grüße

    • Reply
      Sarah
      29/10/2015 at 8:30

      Das klingt wirklich fair. Aber ich glaube das wünschen sich noch viele an den deutschen Hochschulen. Ich hoffe sehr, dass sich da in Zukunft noch einiges verbessern wird.

  • Reply
    Verena
    29/10/2015 at 16:27

    Hey, ich studiere auch Psychologiein Trier. Ich hatte dieses Semester das gleiche Problem. Hab mir in Proza ein Empra- Seminar mit PRIO 1 gewählt, welches ich auch bekommen hatte. Nur: es findet in wirklichkeit zu einer anderen Zeit statt bzw. in Porta stand eine andere Zeit (16-18 Uhr). Ich hab zwar kein Kind, aber ich habe eine halbe Stelle um mich zu finanzieren. Daher arbeite ich oft um 18 Uhr und kann halt dann nicht. So musste ich mir jetzt ein Seminar suchen, das mir gar nicht gefällt, und ich hab nun doch nicht Donnerstags frei. Ich musste ziemlich viel umwerfen und ändern. Total bescheuert. Da plant man was, und dann so was.

    Auf meinen Job wird leider auch keine Rücksicht genommen. Aber es ist halt so, wenn man kein Bafög mehr bekommt und die Eltern Hartz IV Empfänger sind, dass man sich selbst finanzieren muss. Es wird überhaupt keine Rücksicht genommen. Zig Stipendien Bewerbungen habe ich auch bereits versucht, aber immer Ablehnungen- trotz Behinderung von 30 Grad. Naja, ich werde länger brauchen. Aber so ist das.

    Ich wünsche Dir, dass es noch mit einem Seminar klappt und Du jetzt nicht extra ein Semester länger machen musst. Die Seminarplatzvergabe in Trier ist halt schon immer blöd.

    Grüße von einer Leidensgenossin, Verena

    • Reply
      Sarah
      30/10/2015 at 2:43

      Ja, es ist wirklich schade, dass einem oft so unnötige Steine in den Weg gelegt werden, wenn man versucht so ein Studium inklusive Zusatzbelastung zu stemmen. Ich wünsche dir, dass du vielleicht Glück hast und das Ausweichseminar ich ganz interessant wird.
      Liebe Grüße, Sarah

  • Reply
    Timm
    31/10/2015 at 1:06

    Hallo Sarah,
    es ist immer wieder traurig, wie schwer es in Deutschland ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
    Im Moment beginne ich eine neue Arbeitsstelle. dort muss ich entscheiden ob ich Vollzeit oder Teilzeit arbeiten möchte. Teilzeit bedeutet große finanzielle Einbußen, macht es für mich aber etwas leichter im Alltag, weil ich mich nur um eine Richtung kümmern muss. Heißt, ich muss mich nur um das Hinbringen oder das Abholen meines Sohnes zur und von der KiTa zu sorgen. Doch da es Wechselschichten sind, ist das noch schwieriger.
    Für mich als Papa, Mutti-Schichten zu bekommen ist nicht möglich. Voll blöd. Mal schauen ob ich dann wenigsten beim Urlaub etwas bevorzugter behandelt werden kann. Die KiTa macht ja auch mal zu. 😉
    LG Timm

  • Reply
    Lisa B.
    04/12/2015 at 20:54

    Hallo Sarah,

    ich kenne diese Probleme gut. Ich studiere zwar an einer anderen Uni (die ausgezeichnet ist für Familienfreundlichkeit 😉 und dennoch gibt es Probleme:

    während meiner Schwangerschaft (3. Monat – ich musste shr viel trinken gegen die Übelkeit) durfte ich während meiner Klausuren nicht zur Toilette gehen, weil ich dort ja schummeln könnte. Meine Erklärung plus Mutterpass wurde ignoriert. Da ich dringend musste, musste ich alle drei Klausuren nach 30 Minuten zum vorgegeben Termin abgeben. Eigentlich waren sie auf 60, 90 und 120 Minuten ausgelegt.
    Im 8. Monat lies man mich zum Glück zur Toilette.

    Als mein Kleiner da war, wurde noch immer Anwesnheitspflicht verlangt – teilweise nicht rechtens. Ich versuchte das zu klären, aber es war ein MUSS zu kommen. Ich habe es dann so gelöst, dass ich mit Kind gekommen bin. Der Kleine war 4 Wochen bei der ersten Vorlesung seines Lebens. Er war meist ruhig. So war es nicht das große Problem. Ich hatte ein Stilltuch dabei und schrieb mit, während er trank oder in meinen Armen schlief.

    Einige Dozenten waren sehr nett. So erlaubte mir eine Dozentin längere Abgabezeiten. Ich hatte nie danach gefragt. Aber es half mir so unendlich viel.

    Auch bei der Frauenbeauftragten und bei der Studentenvertretung war ich. Persönlich natürlich. Dort half man mir auch. Die hatten mir sogar angeboten einen Anwalt zu bezahlen, falls ich die Klausuren im 3. Schwangerschaftsmnt nicht bestanden hätte.
    Auch stellten die mir die neuen Richtlinien vor für studentische Eltern: also längere Abgabezeiten usw.

    Ich hoffe, dass sich in nächstr Zeit einiges bessert. Alle jammern, dass Akademiker wenig Kinder kriegen, aber es wrd wenig getan, um das zu ändern.

    Wie schaffst du das eigentlich finanziell? Ich hatte in letzter Zeit Probleme mit diversen Ämtern, da der Sonderfall Unterhalt in Bafög-Höhe + Schülerbafög wohl sehr selten ist.

    Viel Glück weiterhin mit deinem Studium.
    Lg, Lisa

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