Meine große Tochter wird bald eingeschult und an ihrem großen Tag, soll sie von uns natürlich auch eine Schultüte bekommen. So beschloss ich also letzte Woche mich auf den Weg in die Stadt zu machen und ein paar schöne Geschenke für die Füllung zu besorgen. Natürlich zusammen mit dem Baby, denn das wird ja von mir gestillt und ist deswegen immer mit dabei. Da ich eine liebe Freundin schon lange nicht mehr gesehen hatte, fragte ich sie am Abend zuvor, ob wir nicht an dem Morgen noch zusammen frühstücken gehen wollen. Sie hatte Zeit, wollte aber auch mit ihrem Ferien-Kind kommen. Wir überlegten deswegen lieber in ein familienfreundliches Café zu gehen. Eigentlich ist es schon an der Stelle furchtbar, dass man sich mit Kindern in anderen Cafés schon gar nicht mehr willkommen fühlt.
Wir trafen uns also zum Frühstück. Ich kam etwas zu spät, weil mein Bus im Stau stand. Ihr Sohn war deswegen schon etwas unruhiger, als ich dann endlich ankam. Mein Baby nach der etwas längeren Fahrt auch. Eigentlich verständlich, denn so ist das ja meist bei Kindern. Wir störten uns nicht weiter daran, bestellten unser Frühstück und aßen eben etwas schneller. Ihr Sohn war froh, als es endlich Richtung nach Hause ging und mein Baby, als es dann endlich in der Trage in den Schlaf geschaukelt wurde.
Wir liefen dann zusammen Richtung Innenstadt um eben noch ein paar Besorgungen zu machen. Wegen der Schulferien und der Tatsache, dass wir in einer Touristenstadt wohnen, war es sehr voll und laut. Eigentlich ist es sonst unter der Woche am Vormittag immer sehr ruhig und ich schlendere dann immer gern durch die Geschäfte. An diesem Tag aber war es einfach voll und anstrengend und das spürte natürlich auch unser Babymädchen.
Ich versuchte also mich zu beeilen und schnell alles zu besorgen. Aber schon im ersten Geschäft wurde sie so unruhig, dass sie sogar in der Trage laut anfing zu schreien. Ich bezahlte schnell alles und erntete die ersten bösen Blicke.
Schnell ging ich in das Still- und Wickelzimmer, welches es glücklicherweise in dieser Einkaufspassage gibt. Ich wechselte ihre Windel und versuchte sie zu stillen. Leider ohne Erfolg. Sie hatte wohl einfach keinen Hunger und wollte einfach nur schlafen. Ich lief ein wenig mit ihr in dem ruhigen Zimmer umher. Ich hoffte sie würde hier schneller zur Ruhe finden. Leider wollte dann aber bald die nächste Mama mit Baby hinein und so machten wir uns wieder auf den Weg.
Meine Tochter schrie immer noch sehr laut in der Babytrage. Ungewöhnlich ist das nicht. Auch Zuhause beruhigt sie sich nicht immer sofort, wenn ich sie trage. Oft braucht sie auch mal 20-30 Minuten, bis sie dann einschläft. Vor allem, wenn es vorher etwas trubelig war.
Ich lief also mit ihr durch die Einkaufspassage. Viel zu besorgen hatte ich nicht mehr und vermutlich würde ich dafür auch nur noch 10 oder 15 Minuten benötigen. Es wäre also nicht besonders sinnvoll gewesen, jetzt nach Hause zu fahren. Ich lief also mit dem Babymädchen weiter umher und wurde dann schon nach zwei oder drei Minuten von einem Mitarbeiter der Einkaufspassage angesprochen:
Bitte gehen Sie doch mit ihrem Kind nach draußen. Sie stören unsere Kunden!
Ich gehöre ja leider zu den Menschen, denen in solchen Situationen selten die passenden Worte einfallen. Obwohl ich in den 6 Jahren als Mama schon deutlich besser darin geworden bin.
Ich verbrachte dann also die nächsten 30 Minuten damit, draußen im Regen mein Kind zu tragen und zu beruhigen. Sie schlief dann danach friedlich an mir und wir begegneten von da an nur noch Menschen dir uns anlächelten. Ist ja auch süß, so ein Baby!
Das Babys aber auch einmal schreien, ist normal. Genauso, wie es normal ist, dass Kinder auch mal etwas lauter sind!
Ich musste in den letzten Jahren viele solche Situationen erleben. Irgendwann war es einmal so schlimm gewesen, dass ich mich weigerte weiterhin meine Töchter mit dem Bus aus der Kita abzuholen. Und eigentlich wäre das für mich sehr praktisch gewesen, da ich als Studentin sowieso kostenlos Bus fahren darf. Aber wir kauften damals lieber ein E-Bike für mich, da der Weg einfach sehr weit ist und ich in unserer bergigen Gegend mit Fahrradanhänger nirgend hoch gekommen wäre.
Meine Kinder machten in diesen Momenten, die diese Reaktion ausgelöst hatten, nichts außergewöhnlich schlimmes. Sie verhalten sich einfach wie Kinder und sind eben nicht immer perfekt. So ist jedes Kind. Babys schreien. Kinder werden auch mal in der Öffentlichkeit wütend und zeigen das. Und manch ein Kind freut sich manchmal so sehr über etwas, dass es bei der Erzählung darüber etwas lauter wird (ja, auch über Kinderfreude und -lachen haben sich bei mir schon etliche Mitmenschen beschwert!). Dieses Verhalten ist völlig normal und der ein oder andere ist es wahrscheinlich einfach nicht mehr gewohnt.
Denn wir Eltern verziehen uns auf Spielplätze und in Kindercafés. Wir nutzen lieber das Auto, wo unsere Kinder ungestört laut sein können, statt einen Zug. Und wir machen Besorgungen lieber, wenn unsere Kinder in der Kita oder bei Papa Zuhause sind, um niemanden zu stören. Unsere Kinder verschwinden immer mehr aus der Öffentlichkeit, weil ihre Unerwünschtheit so oft spürbar ist. Und für uns Eltern oft so schwer zu ertragen.
Übrigens werde ich mit Baby nicht nur angelächelt, wenn es ruhig ist. Sondern auch nur, wenn ich mit ihr allein unterwegs bin. Für drei Kinder ernte ich nie ein Lächeln. Zum mindest hab ich bislang noch keines gesehen. Da können meine drei Mädchen so süß aussehen wie sie wollen.
Eure Sarah
8 Comments
2KindChaos
01/08/2017 at 14:48Boah das ist so krass, ich krieg direkt Puls wenn ich das lese… ich bin leider auch nicht so flott im coole Antworten geben wenn man mich wegen der Kinder blöd anmacht, aber im Laufe der Jahre kriegt man eine gewisse Übung. Traurig aber wahr. Echt eine Frechheit und mich macht es auch traurig, dass Kinder überall stören, scheinbar. Kenne ich ja leider auch…
Liebe Grüße & eine dicke Umarmung, Frida
schnuppismama
01/08/2017 at 17:49Tja, da kommt mir vieles bekannt vor… Ich bin mal aus dem Souvenirladen beim Schloss Sanssouci in Potsdam geflogen, weil „mit Kindern kein Zutritt“. Ich habe seinerzeit quer durch den Laden zu meiner Mutter gerufen, dass wir hier nichts kaufen, da wir wegen des Kindes des Ladens verwiesen werden. Ich rief es recht laut und erzählte es vor der Tür erneut. Ich flog mit Kind raus, weil es ein Kind ist. Sie hatte nichteinmal einen Mucks von sich gegeben!
Deutschland zeigt sich mir sehr kinderfeindlich & das kotzt mich an! Was soll aus dem Land werden ohne Kinder? Aber es ist hier negativ belegt, Kinder zu haben und deswegen ist es auch teuer, Kinder zu haben. Aber als spätere Steuerzahler für die Kinderlosen sind sie dann wieder gern gesehen – dann sind es ja auch keine Kinder mehr. Und dass ICH derweil wegen eben dieser Kinder fast kaum noch Rente bekomme, tja, ich wollte ja Kinder…
Ach ja, und natürlich ist man ab 3 Kindern asozial… und jetzt atme ich erstmal wieder tief durch und lasse aufmunternde Grüße da!
Schnuppismama
Sarah
01/08/2017 at 22:29Ja so ist es leider. Ich bin selbst die älteste von 6 Kindern. Wir haben alle unser Abitur gemacht und werden bestimmt alle mal ordentlich in die Rentenkasse einzahlen. Während meine Mama vermutlich fast nix bekommt. Sie hat ja nur Kinder erzogen…
Lisa
01/08/2017 at 21:31Hallo Sarah,
nicht wirklich, oder? Ist ja unmöglich! Und dann auch noch in der Passage, wo sowieso immer Trubel und Krach herrschen … ?
Und wenn man mit schreiendem Baby „die Kunden“ stört, so ist man selbst in diesem Moment offenbar kein Kunde, oder wie?
Ich hab gerade keine Worte mehr …
Liebe Grüße,
Lisa
Sarah
01/08/2017 at 22:22Doch leider. Vielleicht hatten an dem Tag auch einfach alle schlechte Laune, wegen des Regens. Trotzdem absolut nicht okay. Das schlimmste aber daran ist für mich, dass ich wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke mich eben genau wegen solcher Situationen „angepasst“ habe. Einfach weil solche Kommentare mich immer ziemlich stark treffen, weil sie ja auch meine Kinder angreifen.
nordhessenmami
01/08/2017 at 21:35Liebe Sarah,
ich habe leider auch schon des Öfteren diese Erfahrungen machen müssen. Kinder sind anscheinend nur süß, wenn sie den Mund halten und wie eine Puppe in der Ecke sitzen. Und wie du in deinem Text schreibst gehe auch ich mittlerweile dann einkaufen, wenn der Papa auf die Kinder aufpasst oder sie abends schlafen. Zum Glück haben viele Geschäfte ja mittlerweile bis 22 Uhr geöffnet. Zudem macht mich dein letzter Abschnitt sehr traurig. Ich verstehe einfach nicht warum Familien mit drei oder mehr Kindern ungern in der Öffentlichkeit gesehen werden und gar böse Blicke ernten.
Also nimm es nicht persönlich, du bist nicht allein und ich denke manche Menschen sind einfach von Natur aus mürrisch.
Liebe Grüße :-*
Carina
Sarah
01/08/2017 at 22:29Danke.
Lotti
08/08/2017 at 12:00Tut mir leid, dass du so viele negative Erfahrungen hattest. Aber wir haben mit unseren 3 Mädels (1, 3 und 5 Jahre alt) auch viele positive Erfahrungen mit fremden Menschen. Gerade vergangen Sonntag auf einer langen Autofahrt haben wir beim Verlassen einer Raststätte drei kleine Wimmelbücher für die Kinder geschenkt bekommen. Einfach so.
Es wird geholfen, angelächelt und man ist mit den Kindern geduldig, wenn sie beim Bäcker selbst bezahlen wollen und es etwas dauert.
Das macht die wenigen nicht so schönen Erfahrungen, die wir auch schon hatten, wett.
Und unsere Kinder sind auch mal laut, haben Wutanfälle. Ganz normale Kinder eben.
Letztens