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Warum ich meine Kinder lobe

Ich liebe es gelobt zu werden. Es fühlt sich gut an. Vor allem, wenn ich ein Lob für Dinge bekomme, bei denen ich mir richtig viel Mühe gegeben habe. Dinge die Anstrengung gekostete habe. Wenn mich zum Beispiel jemand für dieses Blog oder gute Noten in meinem Studium lobt. Lob tut gut und gibt mir auch immer wieder den Ansporn weiter zu machen, auch wenn es mal schwierig ist. Auch ich lobe gern Menschen – es fühlt sich gut an zu sehen, wie ihnen das Lob gut tut. Zu sehen wie sie sich freuen. Genau deswegen lobe ich auch meine Kinder.

Loben und Manipulation?

Immer mal wieder stolpere ich über Texte in denen vor dem Loben gewarnt wird. Viele Eltern loben sogar gar nicht mehr. Wenn ihr Kind ihnen zum Beispiel ein Bild zeigt, welches es gemalt hat, sagen sie nicht „Schön.“ sondern nur „Das ist ein Bild.“ oder so ähnlich. Der Grund dahinter ist, dass Loben glücklich macht. Wenn wir Menschen ein Lob bekommen, schüttet unser Körper Glückshormone aus. Zuerst malt das Kind das Bild, weil malen ihm Freude macht. Das Malen macht das Kind glücklich! Bekommt das Kind dann für das Ergebnis ein Lob oder eine andere Belohnung, kann es passieren, dass es weitere Bilder nur für die Belohnung malt. Aus der intrinsischen Motivation – Motivation die von innen, aus uns selbst heraus kommt – wird extrinsische Motivation – Motivation die von außen kommt! Die Tätigkeit wird also nicht mehr wegen der Freude daran, sondern für das Ergebnis – die Belohnung – ausgeführt.

Aber das Loben hat eben auch viele gute Seiten. Es macht uns glücklich, denn unser Körper schüttet dabei Opiate und Oxytocin aus. Wenn wir gelobt werden, fühlen wir uns wohl und anerkannt. Es gibt uns ein Zugehörigkeitsgefühl, was wichtig ist, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und ohne die Gruppe und das Dazu-gehören könnten wir nicht überleben. Auch unsere Kinder möchten gern dazugehören. Kinder lernen mit Messer und Gabel zu essen, weil sie sehen, dass ihre Gruppe das auch so macht. Sie wollen genau wie ihre Bezugspersonen, allein am Tisch essen.

Wenn mein Kind etwas Neues gelernt hat und es mir zeigt, dann sage ich ihm auch wie toll ich das finde. Meine Tochter versucht sich zur Zeit gerade am Schleife-binden. Noch klappt es nicht, aber sie versucht es immer wieder und wenn sie es geschafft hat, werde ich ihr sagen: „Schön, dass du so gut Schleife binden kannst!“. Ich werde sie dafür loben.

Doch Loben soll Kindern nicht zeigen, du bist nur gut, wenn du das geschafft hast! Loben soll nicht in gut und schlecht kategorisieren. Nur wenn du eine Schleife binden kannst, kannst du auch ins Schwimmbad gehen – zum Beispiel. Loben soll Anerkennung zeigen und nicht als Druckmittel dienen.

Wie loben wir richtig

Wir sollten unseren Kindern zugestehen ihre eigenen Schritte zu gehen. Wir können ihnen dabei zusehen und wenn sie etwas geschafft haben sie dafür loben! Sie müssen dabei nicht ständig für alles gelobt werden, aber wenn meine Tochter mir mit viel Mühe und Liebe etwas gebastelt hat, dann kann ich ihr dafür auch Anerkennung entgegen bringen. Ich kann ihr zeigen, dass sie das gut gemacht hat! So oft überraschen uns Kinder mit tollen und erstaunlichen Entwicklungsschritten. Unsere ehrliche Freude können wir ihnen zeigen, denn damit zeigen wir ihnen: du gehörst dazu. Du bist gut so, wie du bist!

Eure Sarah

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3 Comments

  • Reply
    Danielle
    24/08/2016 at 13:53

    Vor ein paar Jahren hätte ich diesen Artikel genau so auch geschrieben. Bis meine Tochter anfing, Lob einzufordern. Das fand ich sehr seltsam und ich begann, mich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Mittlerweile bin ich eine derjenigen, die ihre Kinder nicht lobt – aber durchaus positiv wahrnimmt und sich mit ihnen freut. Das ist etwas, das in dieser „Diskussion“ nicht immer ganz deutlich differenziert wird. Ich stehe nicht da und sage mechanisch und ausdruckslos: „Oh – Du hast ein Bild gemalt“. Ich sage (freudig!) „Du hast eine Katze gemalt!“ Ist das Bild für mich, bedanke ich mich erfreut für die Mühe. Aber ich bewerte das Bild nicht – das ist der einzige Unterschied, zwischen klassischem Loben und (neumodischem) Nicht-Loben. Freude: ja! – Wahrnehmen: ja! – Bewerten: Nein!

    Du schreibst, dass Du es liebst, gelobt zu werden – das liegt daran, dass Lob tatsächlich abhängig macht, weil die Hormonausschüttung so ein tolles Gefühl ist, dass man es immer wieder erleben will. Ich persönlich finde: Diese Hormone sollten durch die Selbstwirksamkeit ausgeschüttet werden – das Kind ist nämlich genauso glücklich, wenn wir es nicht loben, nämlich weil es stolz auf sich ist!

    Das Thema ist wirklich sehr vielschichtig – ich möchte Dir so, so gerne das Buch „Liebe und Eigenständigkeit“ von Alfie Kohn ans Herz legen (in dem es auch ums Loben geht, aber das auch sonst einfach nur wunderbar ist).

    Ganz liebe Grüße
    Danielle

  • Reply
    Anja Averesch
    24/08/2016 at 16:56

    Mein Kind hat Lob noch nie eingefordert. Ich lobe in bestimmten Situationen. Allerdings nie so, dass ich nur sage „Schön!“ oder „Prima!“, sondern das neu Erlernte oder besonders Gemachtedifferenzierter reflektiere. Ich hatte bisher noch nie den Eindruck, dass mein Sohn was „für Lob“ gemacht hätte.

    • Reply
      Sarah
      24/08/2016 at 23:06

      Genau so sollte es ja auch sein. Es wäre ja wirklich schade, wenn unsere Kinder die Freude daran verlieren würden etwas zu tun.

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