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Trennungsschmerz // die erste Nacht ohne meine Tochter

Ich bin gerade auf dem Weg nach Berlin. Allein. Ohne meine Töchter. Ein komisches Gefühl. Ich werde dort für zwei Tage bleiben. Das heißt es werden auch zwei Nächte ohne meine Töchter sein. Ich verspüre das Bedürfnis einfach wieder aus dem Zug auszusteigen und zurück zu fahren. Ich habe noch nie eine Nacht ohne unsere E verbracht. Noch nie. Wir haben noch nicht einmal in getrennten Räumen geschlafen. Wir haben seit ihrer Geburt jede Nacht nebeneinander geschlafen und meist lag sie sogar mit bei mir im Bett und nicht in ihrem Kinderbett daneben.

986 Nächte

Seit 986 Nächten schlafen wir nebeneinander. Eine lange lange Zeit. Jeden Abend stille ich E, früher ist sie dabei eingeschlafen. Heute dreht sie sich nach einigen Minuten von mir weg und steckt dann ihre kleinen Füßchen aus, so dass diese meinen Bauch berühren. Wenn ich mich weg bewege bevor sie richtig tief schläft ist sie sofort wieder hell wach. Immer, sobald sie diesen Kontakt von ihren Füßen zu mir verliert. Diese Nacht werde ich nicht bei ihr liegen, sondern ihr Papa. Ich weiß er wird das wunderbar machen. Er wird ihr genauso die Nähe und die Geborgenheit geben können wie ich.

Vorher darüber sprechen

Wir haben vor dieser Fahrt mit unseren Töchtern darüber gesprochen. Sie wissen, dass ich für zwei Nächte nicht da sein werde. E wird statt dem Stillen eine Flasche mit Milch bekommen. Das ist okay für sie. Zum mindestens ist es das in der Theorie. Aber ob sie wirklich verstanden hat, dass ich nicht da sein werde weiß ich nicht. Immerhin war ich sonst immer da. Immer. Wenn Christian zu mir sagen würde, ab morgen sei der Himmel immer gelb und nicht mehr blau, dann würde ich das auch für eine unwahre Geschichte halten. Vielleicht geht es E genau so, wenn wir ihr erzählen, dass sie heut ohne ihre Mama einschlafen wird.

Mit viel Liebe wird sie das gut überstehen

Aber ich bin auch überzeugt, dass sie es auf jeden Fall schaffen wird auch ohne mich einzuschlafen. Vielleicht muss sie ein bisschen weinen. Vielleicht auch etwas länger. Aber sie hat ihren wunderbaren Papa an ihrer Seite, der sie trösten wird und sie in den Arm nehmen kann. E ist fast drei Jahre alt, sie braucht das Stillen nicht mehr um Nahrung aufzunehmen. Aber es wird ihr trotzdem schwer fallen. Denn sie kennt es nicht anders. Mama war immer da. Sie wurde immer vor dem Einschlafen gestillt. Aber irgendwann ist der Punkt gekommen. Irgendwann ist die erste Nacht in der ein Kind ohne seine primäre Bezugsperson ist. An diesem Punkt ist es für das Kind wichtig eine andere Bezugsperson bei sich zu haben, die es tröstet und dem Kind Geborgenheit schenken kann.

Und wie wird es mir gehen

Aber werde ich heut Nacht schlafen können? Ohne diese kleinen Füße an meinem Bauch und den Kinderhänden die mir nachts ins Gesicht fassen um sicher zu gehen, ob ich auch wirklich da bin. Dass, was ich sonst oft als nervig empfinde wird mir fehlen. Oft möchte ich mehr Platz und möchte durchschlafen ohne ein „Mama, wo bist du?“ Aber jetzt wo es so weit ist?

Es wird schwer sein, die erste Nacht ohne meine kleine Tochter. Meine Tochter die doch gar nicht mehr so klein ist. Meine Tochter, die schon einen unglaublich großen Wortschatz hat und die schon allein mit ihrem Laufrad fährt. Aber es ist ein Schritt, den wir irgendwann gehen müssen. Manche gehen ihn eher, manche erst viel später. Und ich muss ihn heute gehen. Und egal wann, jedes mal ist es schwer, wenn diese tiefe Bindung, die wir zu unseren Kindern haben, für eine bestimmte Zeit nicht mehr räumlich vorhanden ist.

Die Flügel unserer Kinder werden immer weiter wachsen

Und irgendwann wird diese Distanz immer größer werden. Irgendwann werden unsere Töchter gar nicht mehr in unserem Bett schlafen wollen. Sie werden in einem anderen Raum schlafen. Und sie werden auch nicht mehr morgens zu uns kommen wollen, um noch im Bett mit uns zu kuscheln. Sie werden immer größer werden und die räumlich Abstände zwischen uns werden es auch. Aber wir werden diese Bindung behalten. Diese ganz besondere Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern.

Meine liebe Tochter, auch wenn es dir heut Abend schwer fallen wird ohne mich einzuschlafen. Wir werden das schaffen und wenn ich wieder da bin, wird es so sein wie davor. Ich werde wieder neben dir liegen und bei dir bleiben bis du eingeschlafen bist. Und wenn du mich in der Nacht rufst werde ich da sein. Und in den nächsten beiden Nächten wird die beste Vertretung die es gibt für dich da sein: dein wunderbarer Papa.

Wann habt ihr die erste Nacht ohne eure Kinder verbracht? Wie war es für euch und wir für eure Kinder?

Eure Sarah

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6 Comments

  • Reply
    Mama Schulze
    03/11/2015 at 20:48

    Liebe Sarah, ich habe meine Schnecken jeweils mit 1 Jahr bei Oma und Opa schlafen lassen (wegen meinem Job). Seitdem machen wir das bei Fortbildungen ca. 1 bis 2 Mal im Jahr. Und es ist immer, immer, immer wieder ungewohnt und fühlt sich nicht richtig an. Aber mittlerweile kann ich es auch etwas genießen.
    Ich wünsche Dir eine gute Nacht. Und dass Du schlafen kannst. Ich brauche meisten zwei Nächte, um mich daran zu gewöhnen, ohne die Schnecken zu sein…
    LG & Drücker, JuSu

    • Reply
      Sarah
      03/11/2015 at 20:50

      Ich hoffe auch, dass ich es schaffe die Auszeit etwas zu genießen. Laut meinem Mann ist es schon längst überfällig, aber es fühlt sich einfach komisch an.

  • Reply
    Steffen
    04/11/2015 at 1:23

    Nach knapp einem halben Jahr, bei der Großen wie beim Kleinen. Beides Konferenzen, beides noch wesentlich schlafärmer als die Nächte zuhause. Und mittlerweile – heute – sogar schon die Nacht davor. Ich drück dir die Daumen, dass du ein wenig mehr Erholung findest! 😉

    • Reply
      Sarah
      04/11/2015 at 11:21

      Meine Nacht war dann doch ganz gut. ich bin ein paarmal aufgewacht und heut morgen war es irgendwie komisch mich nur um mich kümmern zu müssen. Ich vermisse die Beiden schon sehr und länger als zwei Nächte würde ich sicherlich nicht aushalten. Insgesamt scheint es wohl für mich schwerer zu sein, als für die Töchter.

  • Reply
    J. Krenzel
    04/11/2015 at 9:18

    Ich war im Mai das erste Mal beruflich fort. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt 22 Monate alt. Ich musste früh morgens los zum Flieger und mein Mann erzählte unserem Kind beim Aufwachen, dass Mama “arbeiten” ist. Er lief dann wohl in jeden Raum, um sich zu überzeugen, dass es stimmte und dann war gut. Vorher gesagt haben wir es nicht. Während der Reise schlief ich übrigens immer wie ein Stein, das war eindeutig etwas Positives, denn sonst schläft Sohnemann im Ehebett und ist sehr platzfordernd.
    Ich hatte auch die ganze Zeit ein komisches Gefühl dabei und als ich zurückkam war nix mit überschwenglicher Wiedersehensfreude, es war eher ein “Ach, du bist wieder da!” – Kind drehte sich um und ging wieder spielen. Das war DIE Enttäuschung meines Lebens. 😉

    Fürs nächste Mal im Dezember hab ich mir vorgenommen, es einfach zu genießen. Das Kind kommt ja offensichtlich gut alleine klar.

    • Reply
      Sarah
      04/11/2015 at 11:22

      Erstaunlich wie gut Kinder das schaffen. Unsere Tochter hat es letzte Nacht wohl auch erstaunlich gut überstanden.

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