Schwesternliebe&Wir
Mamagedanken

Ein Kind, die Krönung der Liebe? // Wie Absprachen in stressigen Phasen helfen können

Sobald Kinder in eine Familie geboren werden können die Eltern ihr Leben nicht mehr so selbstbestimmt führen wie zuvor. Ein Kind muss versorgt werden, es braucht essen, frische Windeln und Schlaf. All diese Bedürfnisse fordert sich das Kind ein. Meist erst durch kleine Signale, später durch lautstarkes Schreien. Vor allem in den ersten Monaten müssen Eltern sich komplett nach den Bedürfnissen des Kindes richten. Das Leben wird einmal komplett umgekrempelt. Langes Ausschlafen am Sonntagmorgen gibt es dann vielleicht nicht mehr. Ausgeruht am morgen zur Arbeit gehen vielleicht auch nicht, weil das Baby von 1-5 wach war. Und ja an dieser Stelle sei zu betonen, dass die Mütter die meist mit Kind Zuhause sind nicht die komplette Verantwortung für die nächtliche Kinderbetreuung haben sollten. Denn sie gehen auch am nächsten Morgen arbeiten: sie kümmern sich um Kinder und Haushalt! Wie die liebe Frieda sagen würde: “Der Papa hat es da einfacher, der blöde Arsch kann ja in Ruhe arbeiten gehen und sich da entspannen.” Ehrlich, den Gedanken hatte ich nicht nur einmal!

An diesen Punkten kann es schnell eskalieren und ein großer Streit zwischen den Eltern entstehen. Vielleicht erwartet die Mutter, dass ihr Mann das Kind in der Nacht herumträgt, wenn sie zuvor schon eine Stunde gestillt hat. Sie denkt vielleicht, dass das doch selbstverständlich sein müsste und der Vater des Kindes doch da von selbst drauf kommen sollte. Sie sagt aber nichts. Der Vater schläft weiter und am nächsten Morgen kommt der große Streit. Denn sie ist müde und wieder den ganzen Tag allein mit Kindern und Haushalt und er geht munter zur Arbeit. Da ist der Frust dann groß…

Ein Kind, die Krönung der Liebe?

Für viele Menschen die schon eine Weile ein gemeinsames Leben führen ist es selbstverständlich Kinder zu bekommen. Klar, Kinder sind was wirklich Schönes. Aber sie sind auch ganz klar eine große Belastung für jede Beziehung. 50% der Paare die die Scheidung einreichen haben minderjährige Kinder. Und 40% dieser Trennungen finden bereits im ersten Jahr nach der Geburt statt! Das heißt, das Scheidungsrisiko nach der Geburt liegt bei ca. 20% und bei unverheirateten Paaren ist es wahrscheinlich noch höher. Das ein Kind also eine klare Belastung für eine Beziehung darstellt, scheinen diese Zahlen klar zu bestätigen.

Dazu mal eine kleine Geschichte aus der Zeit nachdem unsere erste Tochter geboren ist: Nachdem C auf die Welt kam, ging es mir nicht gut. Ich fühlte mich körperlich absolut erschöpft. Ich bin über 24 Stunden nicht aufgestanden und habe es nicht einmal geschafft meinem Kind die Windeln zu wechseln. Dazu kam ein gefühlt dauerschreiendes Baby und ich war allein damit. Ich lag im Krankenhaus, Christian musste wieder arbeiten und konnte mich nur kurz jedenTag besuchen. Wirklich viel Hilfe von den Schwestern gab es auch nicht.

Auch Wochen später war das nicht besser. Wir litten unter Schlafmangel, ich hatte immer noch Schmerzen, starke Hormonschwankungen und unser Baby schrie viel. Selbst nach drei Monaten war das eigentlich alles noch so. Es war zwar wirklich schön, ein Baby zu haben und wir waren überglücklich darüber, aber auch vollkommen erschöpft. Nachdem wir vier Wochen aus dem Krankenhaus waren fiel mir auf, dass Christian und ich seitdem keine Minute zu zweit verbracht hatten. Wir hatten es nicht einmal geschafft uns zu umarmen oder einen Kuss zu geben. Vier Wochen lang! Und wir hatten es nicht einmal bemerkt.

Ein Kind bedeutet also neben ganz viel Glück auch eine große Belastung, vor allem für die Beziehung. Plötzlich ist da keine Zeit mehr zu Zweit. Oft wirklich nicht einmal ein paar Minuten. Und dazu kommen ganz viele Missverständnisse die schnell im Streit (wegen fehlender Nerven und Schlafmangel) enden.

Das kann helfen

Das Beste ist natürlich sich vor der Geburt schon einmal ein paar Gedanken zu machen. Wir haben zum Beispiel daraus gelernt und vor der Geburt unserer zweiten Tochter einiges besprochen. So war schon vorher klar, dass Einkäufe in den ersten Wochen komplett Christians Aufgabe ist. Ich konnte mit dem Neugeborenen erst einmal Zuhause bleiben.

Aber auch wenn vorher schon einiges besprochen wird, so muss trotzdem meist nochmal vieles angepasst werden. Keiner kennt das Kind vorher. Manche Babys sind sehr entspannt und schlafen viel. Für mich war in der Zeit mit E der Haushalt zum Beispiel kein Problem. Ich hatte kaum Schmerzen nach der Geburt und war körperlich sehr schnell wieder fit. Bei unserer Großen hatte ich dagegen monatelang furchtbare Schmerzen. Auch schlief E immer ein, wenn ich den Staubsauger anmachte. Meist konnte ich sie stillen, hab sie danach ins Bett gelegt und dann Staub gesaugt. Das hab ich in der Zeit tatsächlich dann mehrmals täglich gemacht, weil es so schön einfach war. Danach schlief sie 2-3 Stunden. Ich konnte Essen kochen, Wäsche aufhängen und all das erledigen was so anfiel. Christian hat sich viel um unsere Große gekümmert (Ausflüge und so) und Einkäufe erledigt. Wir hatten feste Abendessenszeiten und hatten uns sogar irgendwann angewöhnt in der Zeit nicht mehr ans Telefon zu gehen.

Die zweite Babyzeit verlief deutliche einfacher. Denn wir hatten klare Absprachen und einen machbaren Tagesplan. Aber wir hatten auch ein entspanntes Kind!

Klare Absprachen sind aber auch möglich, wenn das Baby deutlich mehr fordert. Wollen zum Beispiel beide in der Nacht etwas Schlaf bekommen, aber das Baby ist unruhig und möchte nach dem Stillen (oder auch der Flasche) nach herumgetragen werden, so kann das dann auch der Partner übernehmen und beide könne so etwas Ruhe finden.

Wichtig ist es einfach sich Aufgaben zu teilen, klare Absprachen zu haben und sobald etwas nicht funktioniert dies anzusprechen. Kinder fordern uns schon oft genug, da können aufgestaute kleine Probleme schnell zu einem großen Streit führen. Und ist die Beziehung erst in einer Krise ist es viel schwerer daran zu arbeiten. Denn es fehlt wieder etwas wichtiges: Zeit!

Eure Sarah

Das magst du vielleicht auch…

2 Comments

  • Reply
    Susanne Nübling
    29/09/2016 at 12:50

    Hi Sarah, danke für diesen Artikel…. Finde dass GENAU DAS was du beschreibst im Alltag vieieieiel zu wenig kommuniziert wird. Mir ging es sehr ähnlich vor einem Jahr… ich war geschockt, dass es so ist mit Kind. Aber GENAU SO ist es. Bei den meisten immer wieder. Und es ist gut und okay so.

    • Reply
      Sarah
      30/09/2016 at 9:29

      Ja, es ist wirklich oft so. Dabei würde reden so viel helfen. Wir lernen es jetzt nach 5 Jahren mit Kindern langsam und es wird auch besser. Leider braucht es etwas, bis man sich als Paar an diese gemeinsame Verantwortung gewöhnt. Mit Kindern ist einfach alles ganz anders als vorher…

    Leave a Reply

    Diese Webseite nutzt Google Analytics. Wenn du gern davon ausgeschlossen werden möchtest, dann klicke hier. Hier klicken um dich auszutragen.