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Bindungsorientierte Erziehung // Was ist eigentlich dieses Attachment Parenting?

Sobald Kinder auf die Welt kommen, werden den Eltern nach und nach viele Dinge begegnen, von denen sie vorher noch nie gehört haben. Eines davon ist Attachment Parenting, AP oder Bindungsorientierte Erziehung. Für viele steht dieses Konzept in unmittelbaren Zusammenhang mit Familienbett, dem Tragen von Kindern und dem Nicht-Besuchen einer Krippe. Oft lese ich auch Sätze wie: Kinder sollten auf keinen Fall früher als nötig außerhalb von Zuhause betreut werden. Das soll dann heißen, die Kinder sollten bis zum Schuleintritt Zuhause bleiben. Dann müssen sie ja gehen, wegen der Schulpflicht. Zum mindestens hier in Deutschland.

Aber zu sagen, dass es für Attachment Parenting einfach nur ist all dies zu praktizieren finde ich sehr schwierig. Wird ein Kind zum Beispiel Zuhause groß gezogen, dann könnte es auch sein, diesem ist den ganzen Tag langweilig. Denn es sind vielleicht keine anderen Kinder zum Spielen da. Die Mama ist genervt, weil sie nur noch für Herd und Haushalt lebt und das Kind wird dann angemotzt. Das Ganze entspricht dann zwar den offensichtlichen “Kriterien” von AT, sieht dann aber bei näherer Betrachtung nicht besonders bindungsorientiert aus.

Leider lese ich sehr oft fiese Kommentare, wenn eine Mama ihr Kind zum Beispiel in die KiTa gibt oder es im eigenen Bett schläft. Dabei haben eigentlich diese offensichtlichen Dinge nicht unbedingt etwas mit bindungsorientierter Erziehung zu tun.

Was ist an AP eigentlich so toll?

Bindungsorientierte Erziehung hat das Ziel, dass ein Kind eine sichere Bindung zu seinen Eltern aufbaut. Eine sichere Bindung bedeutet, die Eltern sind für das Kind der sichere Hafen. Es lernt, dass es ohne Wenn und Aber immer zu seinen Eltern kommen kann. Es lernt, dass Eltern immer da sind, wenn es sie wirklich braucht.

Eine sichere Bindung steht mit vielen Dingen in einem Zusammenhang, die positiv für die Entwicklung sind. Sicher gebundene Kinder zeigen zum Beispiel ein vermehrtes Explorationsverhalten. Das heißt, Kinder die sich sicher fühlen erkunden intensiver die Umgebung. Dadurch lernen sie mehr.

Auch scheint es einen Zusammenhang zwischen sicherer Bindung und späteren Partnerschaften im Erwachsenenalter zu geben. Es wird vermutet, das instabile Beziehungen im Erwachsenenalter mit einer unsicheren Bindung zusammenhängen.

Diese beiden Erkenntnisse zeigen also, dass es gut ist wenn unsere Kinder eine sichere Bindung entwickeln. Denn dann lernen sie besser und können im Erwachsenenalter besser Beziehungen aufbauen. Und Attachment Parenting soll genau diese sichere Bindung fördern.

Und wie funktioniert das nun mit der sicheren Bindung?

Eigentlich ist es ganz einfach. Kinder haben Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse sollten von den Eltern befriedigt werden und das möglichst sofort. Wobei ein Kind natürlich auch mal kurz warten kann. Solange in den meisten Fällen gleich reagiert wird ist das okay. Wenn ihr also gerade eure Haare voller Shampoo habt und das Baby weint, dann ist es auch okay wenn ihr es schnell noch ausspült. Das Föhnen muss dann ja nicht sofort sein.

Diese einfache Regel ist eigentlich schon alles was Attachment Parenting ausmacht. Ein Kind muss nicht getragen werden, wenn es sich im Kinderwagen wohl fühlt. Und es ist völlig okay, wenn es mit einem Jahr in die Krippe geht. Wenn das Kind damit glücklich ist, ist alles gut. Und auch ein Familienbett ist nicht unbedingt nötig für eine sichere Bindung. Obwohl, sich anscheinend der größte Teil der Babys mit Familienbett und Tagebuch wohler fühlt und zufriedener ist.

Es wäre schön, wenn es mehr Toleranz bei diesen Fragen um bindungsorientierte Erziehung gäbe. Jedes Baby und jedes Kind ist anders. Manch eines fühlt sich vielleicht wohl, wenn es schon ab dem ersten Lebenstag im eigenen Bett schläft. Deswegen kann dieses Kind trotzdem eine bindungsorientierte Erziehung erfahren. Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Unser Gefühl lenkt uns dabei. Wir hören unser Kind schreien und fühlen uns sofort gestresst. Der Stress lässt erst wieder nach, wenn das Baby aufgehört hat und sein Bedürfnis befriedigt wurde. Wir spüren, ob unser Kind nachts unsere Nähe braucht oder eben nicht. Es ist dann eher schwierig von außen zu beurteilen ob Eltern jetzt die Bedürfnisse ihres Kindes erfüllen oder eben nicht. Denn eben nicht die Handlungen sind ausschlaggebend für eine bedürfnisorientierte Erziehung, sondern die tatsächliche Befriedigung der vorhandenen Bedürfnisse.

Eure Sarah

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2 Comments

  • Reply
    Yvonne vB
    15/03/2016 at 10:54

    Danke! Apropos individuell: Wir haben 3 Kinder, 2 Mädchen und 1 Jungen. Und wir lieben sie alle gleich, auch wenn es ab und an stressig ist (6, 4, 1).
    Mit dem Schlafen unserer Süßen war es nicht so leicht. Unsere Große schlief von Anfang an in ihrem Bettchen. Ich habe sie Nachts auch im Bett gestillt, aber dann auch in ihr Bettchen gelegt. Heute benötigt sie offensichtlich weniger Schlaf als ihre Geschwister.
    Unsere Zweite liebt es, wenn es duster ist in ihrem Zimmer. Als Baby schlief sie in ihrer Wiege in unserem Schlafzimmer und zog mit ca. 8 Monaten ins Zimmer ihrer Schwester. Wenn ich beim Stillen eingeschlafen bin, schlief sie bei uns.
    Unser Zwerg war und ist ganz anders. Mit ihm entstand das Familienbett. In sein Bett lege ich ihn Abends rein, wenn er eingeschlafen ist. Wird er wach, will er nicht wieder hinein. Leg ich ihn in unser Bett, schläft er oft schnell alleine ein. Wir versuchen ihn an sein Bett zu gewöhnen, denn ich benötige langsam wieder etwas mehr Schlaf…
    Ich bin froh, dass wir uns damals beim 1. Kind eine Trage gekauft haben, die wir heute immer noch nutzen. Ich finde es praktisch! Die Kinder bekommen ihre Kuscheleinheit und ich kann etwas schaffen, sei es im Haushalt oder Zeit mit den Großen zu verbringen… Für unterwegs haben wir uns bei allen Kindern einen Kinderwagen besorgt, da es ab einem bestimmten Gewicht, doch anstrengend ist lange Touren zu tragen, für mich zumindest.
    Wir kommen damit gut zurecht und ja auch wir wollen nur das Beste 🙂 !

    Nochmal zum Thema:
    Wir sollten uns von den ganzen Ratgebern nicht verrückt machen lassen. Sie sollen uns helfen und uns nicht knechten. Es ist gut, wenn etwas Neues auf dem “Markt der Möglichkeiten” erscheint, aber wir sollten schauen, ob es zu uns passt. Wenn nicht, dann war es gut es gelesen/ gehört zu haben. Das denke ich dazu. 🙂

    LG

  • Reply
    Kiwimama
    15/03/2016 at 11:11

    Danke für diesen sehr wahren Post.
    Ähnliches ging mir auch schon seit geraumer Zeit durch den Kopf. Man fühlt sich oft ziemlich angegriffen, wenn man dann wieder liest, wieso es z.B. “grausam” ist, sein Baby im Kinderwagen spazieren zu fahren. Unsere kleine Maus hat den Kinderwagen g-e-l-i-e-b-t bis sie etwa fünf Monate als war. Danach war er doof und wir sind aufs Tragen umgestiegen (was sie wiederrum vorher ganz furchtbar fand).
    Ein Baby ist eben ein Individuum mit eigenen Bedürfnissen und die können dann auch mal “von der Norm” abweichen.

    Liebe Grüße
    Steffi

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