Vor etwa einem Jahr habe ich begonnen unserer Jüngsten neben dem Stillen auch andere Nahrung anzubieten. Zuerst gab es weich gekochte Möhren als Sticks, später Kartoffeln und irgendwann auch Obst. Vor dem Essen habe ich sie immer gestillt, damit sie nicht zu hungrig und entspannt genug ist, um die neue Nahrung zu erkunden. Und tatsächlich konnten die ersten Mahlzeiten weniger als Mahlzeit bezeichnet werden – sie waren eher ein Kennenlernen von neuen Dingen. Unsere Tochter durfte von Beginn an ihr Essen selbst in die Hand nehmen, es erkunden und ausprobieren. Ich habe zwar auch Brei angeboten, aber das „gefüttert – werden“ war für sie eher unangenehm. Sie wollte gern selbst bestimmen, was da in ihrem Mund landet.
Neben der Beikost ist das Stillen noch lange das Hauptnahrungsmittel geblieben. Auch jetzt noch mit mehr als 1,5 Jahren ist es das manchmal noch, vor allem bei Krankheit. Denn da ist Essen oft zu anstrengend und das Stillen gibt ihr zusätzlich die Nähe und Geborgenheit, die sie braucht.
Bei der Beikosteinführung habe ich versucht mich an die Richtlinien der WHO zu halten. Denn diese machen, neben den vielen Empfehlungen die es sonst so gibt, für mich am meisten Sinn.
Zuerst einmal haben wir abgewartet und unser Babymädchen wurde die ersten sieben Monate voll gestillt. Die WHO empfiehlt 6 Monate voll zu Stillen. Danach sollte dann neben der Beikost weiter gestillt werden solange Mama und Kind das möchten. Idealerweise aber bis zum 2. Geburtstag. So kann sichergestellt werden, dass das Baby/Kleinkind alle notwendigen Nährstoffe erhält. Denn die Muttermilch passt sich immer dem Bedarf des Kindes an und versorgt es somit optimal.
Als wir dann mit der Beikost begonnen haben, war es für mich erst einmal zweitrangig, was unsere Tochter zu Essen bekommt. Natürlich ist es wichtig Kindern eine Auswahl an gesunden Lebensmitteln anzubieten. Weich gekochte Gemüsesticks oder auch -brei eignen sich da am besten, denn Gemüse enthält deutlich weniger Zucker als Obst.
Als viel wichtiger empfand ich allerdings die Rahmenbedingungen. Denn auch da gibt die WHO klare Empfehlungen. Der Zeitpunkt sollte auch wie beim Stillen nach Bedarf gewählt werden. Ich empfand vor allem am Anfang die Zeit nach dem Schlafen als ideal. Denn unser Baby war ausgeruht und hatte somit ausreichend Geduld um das neue Essen kennenzulernen. Vor allem am Anfang saß immer ein Elternteil direkt neben ihr um zu helfen und zu unterstützen. Allerdings haben wir schon nach kurzer Zeit festgestellt, dass wir sie beim Essen stark ablenken. Meist habe ich also dann selbst etwas neben ihr gegessen oder mich neben ihr mit etwas anderem beschäftigt. So konnte ich ihr immer helfen, wenn sie etwas brauchte.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit. Babys wollen das Essen kennenlernen! Es geht bei der Beikosteinführung nicht darum, dass das Baby satt wird uns möglichst schnell eine Still- oder Flaschenmahlzeit ersetzt werden kann. Es geht darum das Kind an die neue Art der Ernährung heranzuführen. Das Essen wird also nicht nur gegessen. Es wird befühlt, berochen und betastet. Es werden Konsistenzen geprüft und es wird genau hingeschaut, wie etwas aussieht. Nur so können Kinder das Essen auch richtig kennenlernen. Und genau aus diesem Grund ist das Spielen am Esstisch auch völlig normal und natürlich. Sicherlich hat da auch jeder seine Grenzen. Und wenn unser Kind immer wieder voller Elan in die Suppenschüssel mit den Händen patscht und alles herumspritzt unterbinde ich das auch. Aber bis zu einem gewissen Punkt dürfen meine Kinder mit dem Essen spielen und es genau erkunden.
Wichtig ist es auch Kinder niemals zum Essen zu zwingen. Vor allem bei Babys gibt es immer mal wieder gewisse Tipps, wie zum Beispiel den Brei in den Mund zu stopfen und schnell den Schnuller hinterher, damit es gezwungen ist herunterzuschlucken. Auch Ablenkung ist beliebt um dem Kind dann schnell heimlich etwas in den Mund zu stopfen. All das führt dazu, dass dem Kind das Essen schnell keine Freude mehr bereitet. Und es gibt sogar einige Hinweise darauf, dass später entwickelte Essstörungen auf solche Handlungen der Eltern während der Beikosteinführung zurückgeführt werden können. Auch die Unlust auf Gemüse vieler Kinder könnte damit in Zusammenhang stehen.
Wichtig ist es also bei der Beikost immer vor allem auf das Kind zu sehen. Mag es den Brei nicht, dann kann BLW ausprobiert werden. Auch zu einem späteren Zeitpunkt kann es sein, dass Kinder bestimmte Nahrungsmittel immer mal wieder ablehnen. Da kann es auch helfen dieses in einer anderen Form anzubieten. Ich selbst mag zum Beispiel Kartoffeln nur als Suppe oder als Backofenkartoffel und in dieser Form auch richtig gern. Jede andere Form habe ich schon als Kind nicht gemocht.
Auch Hunger- und Sättigungsanzeichen sollten immer beachtet werden. Wir Menschen haben alle ein natürliches Sättigungsgefühl. Übergehen wir das und verlangen, dass unsere Kinder immer alles leer essen müssen übergehen wir dieses Gefühl. Auch dieses Verhalten steht in einem Zusammenhang mit einer sich möglicherweise später entwickelten Adipositas.
Unsere Kinder dürfen also gern auch weiterhin Freude beim Essen haben, es erkunden und auch gern einmal essen, wenn es gerade keine „Essenszeit“ ist.
Eure Sarah
No Comments