Als ich mit unserer ersten Tochter schwanger war, versuchte ich mir vorzustellen, wie unser Familienleben wohl aussehen würde. Meine Vorstellung war geprägt von dem, was ich von meinen Eltern mitbekommen hatte und den wenigen Ausschnitten, die ich woanders gesehen habe. Daraus formte ich mir dann meine Welt mit Baby, die mit ganz vielen Schwangerschaftshormonen eigentlich ganz schön aussah.
Ich malte mir die perfekten Tage mit Baby aus: Stillen, mit dem Kinderwagen spazieren und wenn das Baby dann schläft, sitze ich am Schreibtisch und lerne für mein Studium.
In meinen Plänen sahen die Tage immer perfekt aus. Vielleicht müsste ich ab und an mit Baby auf dem Arm in meinen Büchern lesen und nachts müsste ich sicherlich auch ab und an aufstehen. Aber so wirklich zeit- und nervenraubend stellte ich mir das eigentlich nicht vor.
Doch jeden Tag passierte dann etwas Unvorhergesehenes und jeden Tag lief an irgendeiner Stelle etwas schief. Manchmal spuckte unser Baby auch mal etwas mehr Muttermilch wieder aus und wir wechselten unsere Outfits gern auch dreimal am Tag. Und an vielen Tagen lag morgens ein großer Teil der Bettwäsche im Wäschekorb. Und daneben noch eine ganze Menge weitere Wäsche. Ganz anders als in meiner Vorstellung.
In meiner Vorstellung war da ein Baby gewesen, dem ich 3 Tage lang das gleiche Outfit anziehen kann. Denn Babys machen sich ja nicht dreckig! Das Windeln gern einmal regelmäßig auslaufen und beim Bäuerchen gern auch mal ein Extra mit raus kommt war mir definitiv vorher nicht bewusst gewesen. Mein perfekter Babyalltag lief also täglich völlig unperfekt ab. Den perfekten Tag gab es einfach gar nicht und ich fühlte mich deswegen völlig überfordert.
Inzwischen sitze ich hier mit meinem dritten Baby. Gestern bekam ich eine große Ladung Muttermilch ab, während ich gerade den großen Schwestern die Zähne putzte. Eine weitere dann im Bett als die Schwestern gerade am Einschlafen waren.
Nachdem alles wieder weg war, war auch wieder alles okay. Ich fühle mich jetzt beim dritten Kind nicht mehr völlig überfordert mit diesem unperferkten Alltag. Und das obwohl dieser mit 3 Kindern inzwischen um ein vielfaches anstrengender ist, also damals mit nur einem Baby.
Denn eigentlich ist es ganz einfach. Gestresst fühle ich mich nur, wenn alles ganz anders abläuft als in meiner Vorstellung. Denn immer dann, wenn ich Pläne habe und diese nicht funktionieren weicht mein perfekt geplanter Tag von der Realität ab. Und nur ich weiche nicht ab von meinen Plänen. Ich möchte sie trotzdem gern realisieren. Ich möchte trotzdem gern diesen perfekten Tag haben.
Aber den perfekten Tag mit Kindern gibt es einfach nicht!
Wir können nur annehmen was passiert und das beste daraus machen. Wir können vielleicht einen groben Plan haben. Bei mir ist zum Beispiel inzwischen aus den To-Do Listen, die ich für einen Tag habe, eine etwas längere To-Do Liste für eine komplette Woche geworden. An dem einen Tag schaffe ich vielleicht dann 50% dieser Liste und an dem nächsten Tag dann gar nichts.
Bei meiner großen Tochter habe ich immer gehofft, dass es bald weniger wird mit diesen umperfekten Tagen. Das wir unseren richtigen Rhythmus finden und meine Pläne funktionieren. Doch diese Tage kamen lange nicht. Die Dinge die schief liefen wurden mit dem Alter meiner Töchter weniger. Aber von den perfekten Tagen in meiner Vorstellung von vor 6 Jahren bin ich noch ganz weit entfernt und werde es wohl auch noch etwas bleiben.
Aber ich habe gelernt, dass das so ist. Und ganz oft schaffe ich es auch mich nicht von Dingen, die anders als geplant laufen, stressen zu lassen. Oft schaffe ich es sie einfach anzunehmen und das Beste draus zu machen. Und dann fühle ich mich auch gleich ein bisschen weniger überfordert in meinem Chaos mit inzwischen drei Kindern. Und vielleicht schaffe ich es auch eines Tages, dass ich auch noch entspannt bin wenn mich ein Kind gerade voll spuckt, das andere mir mit schokoeisverschmiertem Mund einen Kuss gibt und Nummer drei gerade weinend vor mir steht, weil es kein zweites Eis gibt. Vielleicht aber auch nicht. Denn es ist auch okay, wenn ich einfach mal genervt von all dem bin.
Eure Sarah
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