Vor etwas mehr als einer Woche habe ich meinen 29. Geburtstag gefeiert. 29! Wahnsinn – irgendwie komme ich mir manchmal vor, als läge das Abitur noch direkt hinter mir. Tatsächlich ist es aber schon 10 Jahre her, dass ich für meine Vorprüfungen lernte. 10 Jahre in denen ich mich sehr verändert habe. In denen mich vordergründig meine Familie verändert hat!
Vor 10 Jahren hatte ich ein Hobby. Eines was ich richtig gern gemacht habe und was ich auch wohl ganz gut gemacht habe. Nach meinem Abitur war ich davon überzeugt das zu meinem Beruf zu machen. Ich übte dieses Hobby also weiterhin intensiv aus und suchte mir sogar eine Hochschule an der ich diesen beruflichen Weg hätte gehen können. Ich bestand sogar die Aufnahmeprüfung die ich für diesen Studiengang machen musste. Doch dann bekam ich etwas Angst. Ich dachte, dass ich davon doch nie leben könnte und das die Anderen doch alle viel besser sein. Ich entschied mich also um und studierte Psychologie. Auch etwas was mich sehr interessiert und was ich keinesfalls bereue gemacht zu haben. Aber hinter meinem Hobby stand schon etwas mehr Leidenschaft.
Der Vorsatz, das etwas fester Bestandteil bleiben wird
Aufgeben wollte ich es auf keinen Fall. Ich nahm mir also fest vor dieses Hobby immer weiter zu führen, egal was kommt! So zog ich dann ein Jahr nach meinem Abitur in die Niederlanden. Schon bevor ich dort richtig mit meinem Studium begann, durchforstete ich das Internet nach Möglichkeiten mein Hobby dort weiter ausüben zu können. Und schon in der ersten Vorlesungswoche begann ich. Leider war es etwas ernüchternd. Ich war eben neu dort, niemand schätzte meine Fähigkeit und ich hatte ziemlich mit meinen mangelnden niederländisch-Kenntnissen zu kämpfen.
Trotzdem machte ich weiter, weil es einfach Spaß machte! Am Ende des Studienjahres stand dann für mich fest, dass ich an eine deutsche Universität wechseln würde. In meinen sehr langen Semesterferien (in den Niederlanden endete das Semester im Juni und in Deutschland ging es erst Ende Oktober weiter) lernte ich Christian kennen und zog nach Trier. Da er zu der Zeit in Leipzig wohnte, pendelten wir jedes Wochenende (das Wochenende von Studenten umfasst ja meist 4 Tage, also lohnte sich das) zwischen Trier, Leipzig und Dresden hin und her. Vor allem Christian war es damals noch sehr wichtig regelmäßig seine Familie zu sehen und außerdem hatten wir Beide keine Waschmaschine!
Nach 4 Monaten war das dann glücklicherweise vorbei, denn Christians Studium endete und er zog zu mir. Kurze Zeit später zogen wir in unsere erste gemeinsame Wohnung. Weit weg von unseren Familien und unserem ganzen Leben vorher. Denn tatsächlich kannten wir Beide in dieser Stadt eigentlich niemanden so wirklich. Ich war in den Monaten davor eigentlich nur zum Studieren da gewesen und hatte gar keine Zeit für etwas anderes gehabt.
Als wir dann aber gemeinsam dort wohnten, waren unsere Wochen wieder etwas weniger vom Herumreisen geprägt. Und so hatte ich auch wieder Zeit mein geliebtes Hobby weiterzuführen. Leider fand ich nicht so schnell eine Möglichkeit dazu.
Ein Baby kommt in unser Leben
Doch irgendwann wurde das anders und ich begann wieder damit. Und dann kam der Tag an dem ich plötzlich diese zwei Striche sah: Ich war schwanger mit unserer ersten Tochter! Diese Nachricht lies mich vor allem in den ersten Wochen alles Unwichtige ausblenden. Ich fing an zu planen, welche Module meines Studiums ich unbedingt noch vor der Geburt schaffen musste. Ich lernte viel, um mein Studium voran zu bringen. Ich kümmerte mich darum, wie wir ein Baby finanziell organisieren könnten. Mein Kopf war voll, voll mit Gedanken die sich nur um unser Kind und das ganze Ringsherum drehten. Zeit für mich war da nicht mehr viel.
Dann kam sie dieses kleine Wesen und beanspruchte unseren Alltag komplett für sich. Vor der Geburt war es vor allem ich, die in ihrem Leben kein Platz mehr für ihr Hobby hatte. Nach der Geburt ging es uns Beiden so.
Da war dieses Kind, was so viel Raum einnahm. Alles was vorher wichtig und relevant erschien hatte plötzlich kaum mehr Raum. Es wurde winzig klein.
All die Dinge die vorher wichtig waren verloren an Bedeutung. Vor allem, weil tatsächlich einfach kein Platz mehr war.
Bevor unsere Kinder auf die Welt kamen hatten wir Beide viele Dinge die uns sehr wichtig waren. Dinge von denen wir vor 10 Jahren niemals gedacht haben, dass wir auf sie verzichten würden oder ihnen nur noch minimalen Raum in unserem Leben geben würden.
Doch das haben wir.
Denn aus dem Ich wurde ein Paar, und dann eine inzwischen bald fünfköpfige Familie.
Es kam sehr viel dazu in dieses Leben. Vieles, was den Fokus komplett verändert hat.
Die Nähe zu unseren Familien ist inzwischen überhaupt nicht mehr wichtig. Natürlich ist es schön sie zu sehen, aber keiner von uns Beiden denkt noch wirklich ernsthaft darüber nach wieder zurück nach Dresden zu ziehen. Wir haben hier unser Leben, was wundervoll ist und die Relevanz die das Thema noch vor 8 oder 10 Jahren hatte ist einfach weg. Manchmal kommt es noch auf, weil wir den Luxus der Großeltern-Betreuung vermissen. Aber das ist dann doch eher selten.
Unser Leben hat sich vor allem mit unseren Kindern so stark verändert, dass sich der Fokus einfach komplett verschoben hat. Dinge von denen ich früher dachte, dass sie mir mein Leben lang wichtig sein würden sind aus meine Leben verschwunden. Neues hat seinen Platz in meinem Leben gefunden.
Vermutlich werden die wenigsten Menschen, die mich erst in meiner Beziehung oder mit Kindern kennengelernt haben, mein Hobby überhaupt kennen. Ein Hobby was vor all dem so viel Raum in meinem Leben eingenommen hatte.
Jetzt ist es einfach nicht mehr existent. Ich habe mich verändert. Meine Prioritäten haben sich verändert und meine Denkweise ist anders geworden. Denn ich bin nicht mehr nur ein Ich, sondern auch ein Paar und eine Familie. Und ich bin sehr glücklich damit wie es jetzt ist, auch wenn so viele Dinge fehlen die für mich noch vor 10 Jahren absolute Priorität hatten. So eine hohe Priorität, dass ich damals dachte das würde für immer so sein!
Eure Sarah
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