Es ist früh am morgen. Eigentlich ist es nicht mehr früh, denn wir haben mal wieder verschlafen. Das ist auch kein Wunder, denn am Abend zuvor war es mal wieder spät geworden. Draußen war schönes Wetter gewesen, die Kinder haben gespielt und es war warm. Gegen 19 Uhr versuche ich immer mit ihnen rein zu gehen, um sie dann abzuduschen und sie weitestgehend bettfertig zu machen. Anschließend dürfen sie immer noch eine Serie auf Netflix schauen. Ich habe währenddessen etwas Zeit das Bad wieder aufzuräumen und alles zum Schlafen-gehen vorzubereiten. Meist kommt noch irgendetwas dazwischen und dann dauert es mindestens eine Stunde, oft länger bis wir tatsächlich im Bett liegen. So schlafen die Mädels dann an Tagen wo alles gut läuft gegen 20 Uhr oder 20.30 Uhr ein.
Oft läuft es nicht so. Da wird abends länger draußen gespielt oder irgendwer hat dann doch noch Hunger. An manchen Tagen macht mir das dann richtig schlechte Laune. Denn jeden Abend plane ich 2-3 Stunden Arbeitszeit ein. Auf meinem Schreibtisch bleibt eigentlich immer etwas liegen. An Tagen an denen meine Kinder um 20 Uhr schlafen ist das auch gar kein Problem. Die Tage, wo ich erst um 22 Uhr am Schreibtisch sitze rufen dann oft Gedanken hervor, wie:
„Wollen die mich eigentlich nur ärgern?“
Machen meine Kinder das mit Absicht. Essen sie einfach nur langsam oder diskutieren beim Zubettgehen um mich zu ärgern? Nein! Meine Kinder finden es einfach nur schön draußen. Sie bemerken nicht, wie müde sie eigentlich schon sind und spüren es erst beim Zähne-putzen und sie verstehen nicht, dass es schon spät ist und das sie dann nur 10 Stunden schlafen können. Was sind denn 10 Stunden? Sie wissen nicht, dass sie etwas mehr brauchen um am nächsten Morgen ausgeschlafen zu sein. Sie denken nicht daran, dass sie dann am nächsten Morgen schlechte Laune haben könnten. Schlechte Laune die ich wieder auffangen muss. Sie wollen einfach nur den Moment genießen.
Ja, Kinder haben ist oft anstrengend. Aber unsere Kinder machen das nicht mit Absicht! Sie wollen uns nicht ärgern!
Oft ärgern wir uns, weil das Verhalten unserer Kinder nicht in unsere Pläne passt. Um unseren Selbstwert nicht zu schädigen, neigen wir Menschen leider dazu, Dinge die schief laufen auf andere zu schieben. In solchen Momenten sind es dann die Kinder. Doch einfacher ist es ein wenig umzudenken. Sich immer bewusst zu machen: die machen das nicht mit Absicht! Meine Kinder wollen mich nicht ärgern. Sie können das auch noch gar nicht so bewusst. Denn um jemanden gezielt zu ärgern muss das Kind erst einmal über Empathie verfügen. Es muss wissen was sein Handeln konkret in dem anderen auslöst. Das Empathie-Empfinden entwickelt sich aber erst mit 2-5 Jahren. C kann es vielleicht inzwischen. Dazu kommt, dass Kinder ihre Eltern lieben und ihnen nichts Schlechtes wollen. Das mich meine Töchter also gezielt verärgern wollen, ist doch eher unwahrscheinlich.
Deswegen ist es wichtig, diese Gedanken möglichst schnell zu verdrängen. Es ist sinnvoller den Kindern lieber in Ruhe zu erklären, warum wir wollen, dass sie etwas bestimmten tun oder unterlassen. Oft können sie das dann nämlich ganz gut verstehen. Oder wir denken ein wenig um. Ich könnte öfter ein im Garten arbeiten, während die Kinder spielen. Oder einfach mit ihnen schlafen gehen und die nicht abgearbeitete Liste akzeptieren. Ja, das ist nicht immer möglich. Aber oft schon. Und was auf jeden Fall immer wichtiger ist, als abgearbeitete Listen, ist die Beziehung zu unseren Kindern. Und für diese ist es immer besser ihnen nicht zu unterstellen, dass sie Dinge die uns nicht gefallen mit Absicht machen.
Eure Sarah
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