Wir Menschen machen Fehler. Manche dieser Fehler haben wir uns angewöhnt und machen sie immer wieder. Vielleicht haben wir uns angewöhnt am Abend immer den Fernseher einzuschalten. Und eigentlich ärgern wir uns darüber, dass wir diese Zeit nicht sinnvoller nutzen. Vielleicht ärgern wir uns, weil wir keine Zeit haben ein Buch zu lesen oder mal eine halbe Stunde Yoga zu machen. Dabei haben wir die Zeit, nur unsere Gewohnheit nimmt uns diese wieder.
Auch im Leben mit unseren Kindern passieren uns diese Fehler. Dinge, die wir so gewohnt sind und gelernt haben. Aber eigentlich sind wir gar nicht davon überzeugt. Eigentlich stresst es uns selbst diese Dinge so zu handhaben. Dann ermahnen wir unser Kind, dass es doch bitte nicht mit den Händen essen soll. Immer und immer wieder. Und wenn wir dann darüber nachdenken, dann merken wir, dass es uns eigentlich egal ist. Dass es uns eigentlich gar nicht stört, wenn unser Kind das macht. Aber irgendwie ist diese Überzeugung in uns und wir nerven uns vermutlich selbst am meisten damit, diese Überzeugung durchzusetzen.
Vieles von unserem Handeln ist erlernt. Wir haben als Kinder gelernt, dass Dinge so gehandhabt werden. Eben, „weil man es so macht“ oder weil unsere Eltern davon überzeugt waren. Wir übernehmen viele dieser Dinge – oft unbewusst. Handhaben sie so, ohne darüber nachzudenken ob wir sie eigentlich richtig finden.
So habe ich zum Beispiel unsere älteste Tochter nach der Geburt in ihr eigenes Bett, in ihrem eigenen Zimmer zum Schlafen gelegt. Ich kannte es nicht anders. Und dann war ich total genervt von dem nächtlichen aufstehen und musste schnell feststellen, dass dies der falsche Weg für uns ist. Und dass es mich gar nicht stört, wenn sie eben direkt neben mir liegt. Ich musste sogar feststellen, dass dies mich nicht nur nicht stört, sondern, dass ich es auch als sehr angenehm empfinde.
Solche Fehler passieren immer wieder. Aus einer Überzeugung heraus, die vermutlich gar nicht unsere eigene ist, machen wir Menschen Dinge immer und immer wieder. Sie zu ändern fällt uns schwer, weil es ja auch irgendwie inkonsequent wäre. Es fällt uns schwer diese Fehler einzugestehen und zuzugeben, dass wir falsch lagen.
Dass wir vielleicht nicht im Recht waren unser Kind zu ermahnen, weil es kein Besteck nimmt. Und, dass es doch eigentlich okay ist Lebensmittel auch einmal mit der Hand zu essen um diese zu entdecken. Immerhin sind die Hände danach ja auch schnell wieder gewaschen.
Doch oft bleiben wir dann auf unserem Standpunkt, weil es eben schon immer so war. Wir wollen bei unserer Meinung bleiben – oft mit einem doofen Gefühl dabei im Bauch. Wir rechtfertigen unser Verhalten damit, dass wir ja jetzt nicht ständig unsere Meinung ändern können. Damit würden wir unsere Kinder doch verwirren! Doch eigentlich verdrängen wir unsere Fehler und Fehlentscheidungen nur mit dieser Rechtfertigung.
Kinder können es aushalten, wenn wir unsere Meinung ändern. Wenn wir zugeben, dass wir falsch lagen und einen neuen Weg einschlagen wollen. Unsere Kinder können das verstehen, wenn wir ihnen erklären, warum es vielleicht besser ist jetzt anders zu handeln. Wir dürfen unsere Meinung ändern! Nicht nur unseren Kindern zuliebe – nein vor allem uns selbst zuliebe. Weil wir uns dann nicht mehr selbst nerven mit einer Regel, die uns ein komisches Gefühl im Bauch macht.
Das wir falsche Entscheidungen treffen ist normal. Niemand ist perfekt. Denn es ist einfach unmöglich immer die richtige Entscheidung zu treffen. Oft haben wir gar nicht die Möglichkeit alle Folgen einzusehen oder vielleicht nicht ausreichende Kapazitäten, um uns ausreichend mit bestimmten Themen zu befassen. Und manchmal müssen wir dann eben Entscheidungen und Regeln überdenken. Und manchmal dauert es vielleicht auch sehr lange, bis diese Einsicht kommt. Wichtig ist es dann nur, diese Einsicht zuzulassen. Und damit Veränderungen möglich zu machen. Uns zuliebe, unseren Kindern zuliebe und um ein schöneres Zusammenleben zu ermöglichen.
4 Comments
Schokominza
08/11/2017 at 11:17Dem kann ich nur zustimmen. Wie viele unnütze Regeln habe ich schon überworfen? 😀
Andererseits habe ich mir auch viel bei anderen abgeschaut und neue Regeln aufgestellt, auch das funktioniert. Kein Spielzeug am Essenstisch, kein Fernsehen unter der Woche, abends nochmal das Spielzimmer aufräumen – Auch neue Regeln werden akzeptiert und funktionieren, obwohl es vorher anders war.
Ich denke, man darf immer mal wieder hinterfragen: Lebe ich gut damit? Stört mich was? Brauchen wir diese Regeln? Oder brauchen wir neue Regeln? Wir verändern uns und die Kinder sich auch – Schon von daher ist es ganz natürlich, Regeln immer wieder zu überdenken und anzupassen.
Sarah
08/11/2017 at 22:57Oh ja. Neue Regeln gibt es bei uns auch immer mal wieder. Manchmal nehmen Dinge überhand. Bei uns war es letztens der Süßigkeitenkonsum. Der leider auch Folgen gezeigt hatte. Jetzt haben wir gemeinsam eine „eine-Nascherei-am-Tag“ Regel aufgestellt und das klappt ganz gut. Vorerst.
Lena von kraftvollMama.de
08/11/2017 at 11:29Kann ich alles nur unterschreiben! Danke für diesen wertvollen Text. Es kann uns auf jeden Fall nur gut tun, immer wieder zu hinterfragen: Will ich das wirklich? Warum eigentlich? Oft sind wir uns selbst nicht im Klaren darüber, was wir nun wollen. Die Kinder spüren diese Unsicherheit und helfen uns mit ihrer „Bockigkeit“ diese wunden Punkte zu finden. Ein Geschenk an uns, denn so können wir an uns und unserer Klarheit arbeiten 🙂 Ich finde auch, Kinder kommen gut damit zurecht, dass wir unsere Meinung ändern. Und noch wichtiger: Sie lernen dann auch von uns, dass man sich Fehler eingestehen und einen neuen Weg suchen kann und das völlig in Ordnung so ist. Und das ist doch auch nochmal eine gute Motivation für uns, oder?
Sarah
08/11/2017 at 22:58Das stimmt. Der Lerneffekt dabei ist für Kinder wirklich auch ein wichtiger Punkt!