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Sollten wir unsere Kinder wirklich vor Fremden warnen?

Letzte Woche entstand auf Twitter eine Diskussion darüber, ob wir Eltern unseren Kindern erlauben sollten Süßigkeiten von Fremden anzunehmen oder nicht. Eine schwierige Frage. Denn auf der einen Seite wünschen wir uns offene und freundliche Kinder, die keine allgemeine Angst vor Fremden entwickeln. Und auf der anderen Seite wollen wir unsere Kinder beschützen. Und mit Süßigkeiten habe ich sowieso generell ein Problem. Bella von Familie Berlin hat die Diskussion hier zusammengefasst.

Gehe nicht mit Fremden mit

Wir alle kennen diesen Satz. Und es ist auch richtig. Kinder sollten nicht mit Fremden mitgehen. Aber ich empfinde diese Warnung als zu kurz gegriffen, denn statistisch gesehen kommen Übergriffe von Fremden auf Kinder höchst selten vor. Die Täter in Fällen von Missbrauch und Gewalt stammen in den meisten Fällen aus dem Familien- und Bekanntenkreis. Unsere Töchter unterhalten sich zum Beispiel regelmäßig mit unserem Nachbarn am Zaun. Sie kennen ihn mit Namen und würden ihn nicht als fremde Person einstufen. Aber tatsächlich weiß ich über diesen Mann genauso wenig wie über jeden beliebigen Menschen den ich auf der Straße treffe. Würde ich meine Kinder jetzt nur vor Fremden warnen, würden sie wenn sie sich nur an dieser Richtlinie orientieren, wahrscheinlich zu diesem Mann ins Auto steigen. Deswegen halte ich das Unterscheidungskriterium Fremd vs. Bekannte/Familie für schwierig.

Auch ist die Warnung „Steig nie in fremde Autos ein. Sprich mit keinen Fremden. Nimm keine Süßigkeiten“ zu uneindeutig, Ein Kind kann daraus keine klaren Verhaltensregeln ableiten. Wichtiger finde ich es Kindern klare Handlungsschritte zu vermitteln. Handlungsschritte die sich nicht nur auf den Umgang mit fremden Personen beziehen, sondern auf bedrohliche Situationen.

Klare Verhaltensregeln lernen

Das Wichtigste was ich versuche meinen Kindern zu vermitteln ist „Nein“ zu sagen. Egal wer da vor ihnen steht. Wenn sie nicht möchten das Mama ihnen einen Kuss gibt, dann ist das okay, denn es ist ihr Körper. Sie dürfen bestimmen. Sie müssen auch nicht mit der Oma im Supermarkt reden, die sie nach ihrem Alter fragt. Ich sage meinen Töchtern immer wieder: „Wenn ihr euch unwohl fühlt oder etwas nicht möchtet, dann sagt einfach Nein.“ Und wir alle kennen das komische Gefühl im Bauch das uns vor bedrohlichen Situationen warnt. Über das Recht auf den eigenen Körper habe ich hier schon einmal ausführlich geschrieben.

Nicht Fremde an sich sind für Kinder gefährlich, sondern bestimmte Situationen in denen sie sich unwohl fühlen. Wenn ein Verwandter oder Bekannter sie von der KiTa abholen möchte ist es genauso wichtig „Nein“ zu sagen, wie wenn da eine fremde Person stehen würde. Denn es würde niemals jemand Bekanntes eines meiner Kinder abholen ohne dass ich das zuvor mit dem Kind abgesprochen hätte. Deswegen ist es wichtig, seinen Kindern immer wieder zu sagen, dass es nur mit anderen Personen mitgehen darf, wenn es zuvor abgesprochen ist. Egal wie gut es die Person die da vor ihm steht kennt.

Wichtig ist es dabei auch, dass das Kind bestimmt bleibt. Wenn es einmal „Nein“ gesagt hat, sollte es sich auch nicht von Süßigkeiten oder Eis überreden lassen. Deswegen finde ich eine generelle Warnung „Keine Süßigkeiten von Fremden“ schwierig. Besser ist es, wenn sie lernen solche Angebote vorher mit ihren Eltern abzusprechen. Klappt noch nicht so gut, aber letztes kam C immerhin mit einem Riegel an (fast aufgegessen) und meinte zu mir: „Stimmt´s Mama, eigentlich durften wir das nicht“.

Eine weitere Maßnahme um Kinder zu schützen ist es ihnen klar zu machen, dass sie ihren Eltern immer alles erzählen dürfen. Kein anderer Erwachsener darf von ihnen verlangen etwas geheim zu halten. Auch nicht der andere Elternteil. Es ist wichtig, dass Kinder wissen, dass sie immer mit ihren Eltern über alles reden dürfen. Dass sie keine Geheimnisse vor uns haben müssen und vor allem nicht, wenn es Geheimnisse sind mit denen sie sich unwohl fühlen.

Keine Angst vor Fremden

Ich wünsche mir, dass meine Kinder lernen in Situationen in denen sie sich unwohl fühlen „Nein“ zu sagen. Ich möchte keine Allgemeine Angst vor Fremden schüren. Denn Fremde Menschen sind nicht gefährlich. Bestimmte Situationen sind gefährlich.

Eure Sarah

Noch ein paar Links zu dem Thema:

Wie warne ich mein Kind vor sexuellen Übergriffen?

Wie Sie ihr Kind schützen können

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