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Ich will heut keine Windel anziehen!

Gestern habe ich ja schon kurz erwähnt, dass auch unsere Jüngste jetzt langsam damit anfängt sich von ihre Windeln zu verabschieden. Am Sonntagmorgen meinte sie ganz bestimmt, dass sie heut kleine Windel braucht und so haben wir sie gelassen. Christian und ich haben sie dann immer aller zwei Stunden gefragt ob sie mal auf die Toilette muss und dann wollte sie auch meist. Das hat alles sehr gut funktioniert. Alles blieb trocken und wenn sie auf der Toilette saß kam auch immer sofort was.

Das ganze verlief in den letzten Monaten noch ganz anders. Als wir viel draußen im Garten waren wollte sie auch immer gern ihre Windel weg lassen. Wahrscheinlich weil es auch viel angenehmer ist, wenn es so heiß draußen ist. Da wir sowieso draußen waren, haben wir sie gelassen. Aber in diesem Sommer hat unsere Wiese oft sehr spezielles Gießwasser erlebt. Wirklich funktioniert hat es also nicht. Wir hatten zwar meist ein Töpfchen draußen stehen, aber E hat es einfach vergessen oder erst Bescheid gegeben, wenn es schon zu spät war.

Nun haben wir ja schon ein windelfreies Kind. Ein Kind das auch einige Zeit dafür gebraucht hat. Unsere Große hat erst mit 3,5 Jahren beschlossen keine Windel mehr tragen zu wollen. Als sie drei wurde haben damals alle anderen Kinder bei ihrer Tagesmutter begonnen ihre Windeln abzulegen. Sie fand das interessant und wollte das auch probieren, aber leider hatte es bei ihr nicht wirklich funktioniert. Und so warteten wir noch einige Monate. Und schon ein halbes Jahr später war alles ganz einfach. Sie brauchte innerhalb von drei Tagen keine Windeln mehr. Weder am Tag noch in der Nacht. Und seitdem hat sie auch nur ganz selten mal einen Unfall.

Körperliche Voraussetzungen

Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass das Kind es schafft auf die Windel zu verzichten, ist dass die Nervenbahnen zwischen Blase/Darm und Gehirn ausgereift sind.

„Ein Normal gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Aber die Wissenschaft hat das festgestellt: Ein Kind gibt in den ersten Lebensmonaten etwa 30 mal in 24 Stunden Harn ab. So weit wir wissen, geschieht das unbewusst. Die Harnabgaben werden erst mit einem halben Jahr seltener – jetzt sind es noch etwa 20 pro Tag. Dafür sind zunehmend ausreifende Nervenbahnen verantwortlich, 
die dafür sorgen, dass die Blasenwandmuskulatur sich nicht dauernd zusammenzieht, was jedes Mal eine Urinabgabe bedeutet. Weniger Harnabgaben und ein somit größeres Blasenvolumen sind die Folge.“

Erst die nun vollere Blase schafft die Grundlage für den Reifungsprozess der Nervenbahnen. Dieser Prozess findet zwischen dem 18. und 30. Lebensmonat statt. Erst wenn diese Reifung vollendet ist kann das Kind tatsächlich eine volle Blase wahrnehmen.

Das „sauber Werden“ ist somit kein Erziehungserfolg, sondern ein körperlicher Reifungsprozess. Die Entwicklung kann also nicht beschleunigt sondern nur unterstützt werden. Denn vielleicht merkt das Kind, dass die Blase voll ist aber es missachtet die Signale da es gerade so in sein Spiel vertieft ist. Wir als Eltern können dann durch aufmerksames Beobachten unseren Kindern dabei helfen. Unsere beiden Töchter zeigen beide deutliche Signale (meist pressen sie ihre Oberschenkel zusammen). Und auch das Fragen in regelmäßigen Zeitabständen hat bei uns wahrscheinlich die ein oder andere nasse Hose verhindert.

Der richtige Zeitpunkt

Wenn sich gerade viel verändert ist es ungünstig mit dem Verzicht auf die Windel zu beginnen. Nachdem es bei unserer Großen das erste Mal nicht funktioniert hatte, war sie ein bisschen traurig. Sie wollte dann auch auf jeden Fall wieder eine Windel tragen. Einige Wochen später fuhren wir für einen Monat in den Urlaub. Das war natürlich dann auch ein ungünstiger Zeitpunkt, denn wir waren ja täglich unterwegs. Und gleich anschließend kam sie in die KiTa. Auch da sollte sie sich erst einmal in Ruhe eingewöhnen bevor wir es erneut ohne Windel versuchen wollten. Und schon einige Zeit später, als alles wieder normal verlief war es dann auch ganz einfach.

Unsere Jüngste befindet sich jetzt auch mitten in der Eingewöhnungsphase in der KiTa. Aber sie besteht auf den Verzicht der Windel. Und da sie es unbedingt möchte funktioniert es auch gut.

Wie sind wir herangegangen

Wir haben unsere Kinder nie aufs Töpfchen gesetzt, weil wir dachten dass sie jetzt alt genug dafür sind. Oder weil wir wusste, dass sie zu einer bestimmten Zeit immer „Groß“ müssen. Diesen Rat habe ich oft erhalten, halte ihn aber für nicht so sinnvoll. Denn das Kind kann noch nicht tatsächlich den vollen Darm/Blase spüren. Wenn diese Methode funktioniert zeigt es lediglich, dass die Eltern den Zeitplan des Kindes gut kennen.

Wir haben erst damit begonnen auf die Windel zu verzichten, als unsere Kinder uns bewusst mitgeteilt haben: „Ich mach jetzt Pipi“ oder „Gleich muss ich Pipi“. Erst dann registrieren Kinder, dass da etwas passiert. Und erst dann hat es für mich Sinn gemacht ihnen zu erklären, dass sie jetzt auf die Toilette gehen können.

Ein weiteres Anzeichen ist, dass das Kind nicht „nur den Harndrang wahr(nimmt), sondern versucht darauf zu reagieren. Anfangs noch mit Trippeln, Tänzeln, Oberschenkel zusammen klemmen – also Versuche, den Harndrang für eine Zeitlang ungeschehen zu machen. Später dann – mit Ihrer Hilfe – weit effektiver mit einem Toilettengang, um die Blase zu entleeren.“

Und danach ist es eigentlich ganz einfach. Bei unserer Großen ging es dann ganz schnell. Unsere Jüngste ist jetzt ein Jahr jünger als ihre Schwester damals. Bei ihr funktioniert es zu Hause auch ganz gut. In der KiTa möchte sie aber noch eine Windel tragen, auch wenn sie dort trotzdem die Toilette benutzt. Aber sie ist ja auch erst ganz neu dort und traut sich wahrscheinlich erst etwas später dort auch auf die Windel zu verzichten.

Eure Sarah

 

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