Schwesternliebe&Wir
Leben mit Kindern

Nur noch eine Stunde

Ich stehe in unserem viel zu kleinen Badezimmer und lasse Wasser in den Badeeimer für unser Baby ein. Das Babymädchen liegt auf dem Wickeltisch und schreit. Sie ist müde. Aber vor uns liegt noch die ganze Abendroutine. Neben mir sitzt das andere Mädchen auf der Toilette und erzählt ununterbrochen von ihrem Tag. Ich suche das Thermometer, weil ich mir mal wieder nicht sicher bin, ob die Temperatur stimmt und das Babymädchen doch immer weint, wenn diese nicht perfekt ist. Endlich gefunden. Ich rufe zum gefühlten 365 mal nach dem Schulmädchen im Garten. Sie soll doch bitte endlich herein kommen um duschen zu gehen. Aber sie muss noch irgendwelche Steine sortieren oder so.

Ich bade jetzt erst einmal das Baby. Baden beruhigt sie immer und ich habe ein glücklich lächelndes Kind vor mir im Eimer sitzen. Das Mädchen neben mir redet immer noch ohne Punkt und Komma und gestikuliert dabei wild herum. Ihr kleines Gesicht ist beschmiert mit Schokoladeneis und die Füße sind ziemlich schwarz. Sand rieselt von ihren Händen. Ich bade das Baby heute besonders lange, da sie gerade so zufrieden in ihrem Eimer sitzt. Zwischendurch rufe ich wieder nach dem Schulkind. Irgendwann kommt sie dann herein und ich bitte sie unter die Dusche zu gehen. Zuerst muss sie mir aber dringend noch ihre Steinsammlung präsentieren. Ich bade immer noch das Baby. Doch irgendwann braucht eines der Mädchen Hilfe, weil sie nicht allein aus ihrem Kleid kommt. Ich hole das Baby heraus und trockne es schnell ab. Sofort schreit sie wieder. Also schnell den Mädchen aus der Kleidung helfen und ihnen die richtige Temperatur des Wassers einstellen. Auch das muss wieder die perfekte Temperatur haben, sonst wagt sich keine von ihnen unter die Duschbrause. Ich versorge schnell das Baby mit einer Windel und öle es ein wenig ein.

Aus der Dusche kommt viel lautes Kindergeplapper. Manchmal auch Geschrei. Ich schaue kurz nach den Mädchen, die wieder nur gespielt haben und deren Füße immer noch schwarz sind. Also helfe ich ihnen heute wieder beim Waschen. Danach auch beim Bademantel anziehen und Zähne putzen. Ich erinnere sie mehrmals an die Stellen, die besonders gründlich geputzt werden sollen. Eines der Mädchen ist schon zu müde und bittet mich das zu übernehmen. Das Baby ist währenddessen auf meinem Arm und schreit. Sie schreit eigentlich jeden Abend. Vermutlich reichen ihr die kurzen Nickerchen am Tag nicht. Aber leider schläft sie immer nur für maximal 30 Minuten und ist dann wieder wach.

Die großen Mädchen sind fertig mit dem Zähne putzen und dürfen jetzt noch eine Serie schauen. Ich bringe ihnen noch etwas zu trinken, damit sie dann später im Bett keinen Durst mehr haben. Meist klappt das auch ganz gut. Danach gehe ich mit dem Babymädchen ins Schlafzimmer und ziehe es an. Das Geschrei wird lauter, denn ich muss sie zum Anziehen kurz ablegen. Erstaunlicherweise fängt sie heute an während des Anziehens an ihrer Hand zu nuckeln. Sie beruhigt sich und liegt friedlich auf dem Bett. Ich genieße die Ruhe.

Schnell hole ich die Schlafsachen der Großen und helfe ihnen beim Anziehen. Während sie auf den Bildschirm schauen, klappt das selten allein. Das Baby ist immer noch ruhig. Ich nutze die Zeit um das Bad aufzuräumen und den Sand im Flur aufzusaugen. Dann ist die Serie der Großen vorbei. Es ist 19 Uhr und Zeit schlafen zu gehen. Wie jeden Abend sind sie natürlich nicht der Meinung müde zu sein.

Wir gehen trotzdem ins Bett und jeder richtet sich seinen Platz mit Kissen und Kuscheltieren ein. Das Baby liegt immer noch ruhig da und ich nehme sie wieder auf den Arm. Dann sage ich den großen Schwestern „Gute Nacht“ und wir umarmen uns. Alle liegen eingekuschelt da und den Kindern, die eben noch gar nicht müde waren, fallen fast schon die Augen zu. Ich mache das Licht aus, lege mich neben sie und stille das Baby. Das kleine Mädchen erzählt noch kurz etwas. Das große Mädchen spielt noch im Dunkeln mit den Kuscheltieren. Doch 5 Minuten später schlafen beide. Das Baby nuckelt friedlich und schläft auch langsam ein.

Und ich. Ich liege im dunklen Zimmer und schaue auf den kleinen Mond, der auf unserem Babyphone leuchtet. In dem Zimmer kann ich kaum etwas erkennen, nicht einmal ob die Augen des Babys jetzt geschlossen sind. Ich denke an die letzte Stunde. Vor einer Stunde noch stand ich zwischen einem gefühlt unschaffbaren Chaos. Und jetzt liegen hier alle friedlich schlafend. Vor einer Stunde kam mir alles noch unschaffbar vor. Meine Geduld war fast aufgebraucht gewesen. Aber jetzt scheint sie wieder unendlich zu sein.

Das Baby schläft tief und fest. Ich mache noch eine Bettdecke zu einer Rolle und lege sie zwischen das Babymädchen und die große Schwester. Dann setze ich mich neben die drei und schaue sie an. Unser Bett ist voll. Voll mit drei wunderbaren Kindern, die friedlich schlafen. Absolutes Genervt-Sein und das Gefühl vom größten Glück liegen wirklich oft dicht beieinander!

Eure Sarah

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1 Comment

  • Reply
    Elli Wall
    08/09/2017 at 20:41

    Wie schön und wie wahr. ♡
    Ich erkenne mich da echt wieder, der einzige Unterschied ist, dass es 3 kleine Jungs sind. Und eins davon ist ebenfalls seit neuestem ein Schulkind. 🙂

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