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Mamagedanken

Und wo bleiben die Jungs zwischen Räubertöchtern und Elsa-Glitzer

Immer wieder, wenn ich in den sozialen Medien unterwegs bin, begegnen mir Sätze wie „Sei Pippi und nicht Annika“ oder auch Bezeichnungen wie Räubertochter. Vor allem auf Instagram scheinen fast alle kleinen Mädchen nur noch wilde Räuberinnen zu sein. Ab und an begegnet einem vielleicht einmal noch die ein oder andere Prinzessin, aber die meisten Mädchen scheinen vor allem besonders wild zu sein. Und so schön es auch ist, dass Mädchen inzwischen so sein dürfen, für mich hat das alles doch auch irgendwie einen negativen Beigeschmack. Denn es ist toll, dass wir unsere Mädchen inzwischen von Attributen wie brav und hübsch befreien, aber mit Räubertochter wird ihnen schlussendlich auch nur ein Stempel aufgedrückt.

Sicherlich passt diese Bezeichnung für viele kleine Mädchen. Denn die braven Prinzessinnen von früher sind Kinder ganz sicherlich nicht. Das bringt schon allein das Kind-sein mit sich und der angeborene Entdeckerdrang, der einfach in ihnen steckt. Aber wenn wir unsere Mädchen gern von diesen alten Rollenidealen befreien wollen, dann sollten wir ihnen nicht eine neue Rolle geben. Unsere Mädchen sollten Pippi sein dürfen, sie sollten Annika sein dürfen oder auch gern eine bunte Mischung aus beidem.

Und trotz dieses negativen Beigeschmacks ist diese Entwicklung eine sehr schöne für unsere Töchter. Denn sie eröffnet ihnen viele neue Wege. Neue Wege die vor 50 Jahren noch völlig undenkbar gewesen wären.

Nun bin ich eine Mädchenmama ohne Räubertöchter. Ab und an ist zwar sicherlich die ein oder andere Anwandlung da. Aber sehr oft leben hier eher Prinzessinnen, die rosa und Glitzer dem wilden Klettern vorziehen. Mädchen die gern bunte Suppen in der Matscheküche unseres Gartens kochen und es lieben zu malen und zu basteln. Sie besuchen den Ballett-Unterbricht, gehen in die Musikschule und finden Fussball doof. Das ist natürlich nicht alles, aber meistens sehe ich hier eher keine Räuberkinder. Aber sie dürften das von uns aus durchaus auch gerne sein. Und auch sonst begegnen mir eben fast nur Mädchen-Eltern, die es völlig okay finden, wenn ihre Kinder nicht den alten Rollen-Bildern folgen und die bei Sätzen, die ein „typisch Mädchen“ beinhalten meist die Augen verdrehen.

Aber was ist eigentlich mit den Jungen?

Wenn ich allerdings Jungs-Eltern beobachte, sieht das oft ganz anders aus. Das fängt da oft schon bei kleinen Dingen, wie der Auswahl der Kleidung an. Mädchen können heutzutage eigentlich alles tragen. Die meisten stören sich nicht daran, wenn die vererbte Winterjacke vorher einem Jungen gehört hat. Blau, beige und braun gehen ja auch super für Mädchen! Und mehr Farben gibt es in den Kleiderschränken von Jungen oft sowieso nicht.

Bei Jungen sieht das da schon ganz anders aus. Als ich vor einem halben Jahr versucht habe unsere Kleidung auf dem Flohmarkt zu verkaufen, wurde mir das so richtig klar. Vor allem bei den kleineren Babysachen haben wir eigentlich kaum Kleidung in den typischen Mädchen-Farben. Ich durfte in dem Alter noch bestimmen und rosa ist eben einfach nicht meine Farbe. Die meisten Eltern aber, die an unseren Tisch kamen, fragten zuerst, ob wir Jungen oder Mädchen hätten. Und als ich dann antwortete Mädchen, verschwanden alle Jungs-Mamas wieder. Dabei waren unsere Bodys in blau-weiß geringelt und grau nun wirklich nicht in typischen Mädchenfarben gehalten. Aber irgendwie scheint es immer noch ein absoluten No-Go zu sein, kleinen Jungen auch mal etwas aus der Mädchen-Abteilung anzuziehen. Und Eltern die das anders halten gibt es offensichtlich nur in sehr kleiner Zahl. Der Blogartikel von Ringelmiez hier ist dazu ganz interessant.

Und solche Geschichten gibt es viele. Da gibt es zum Beispiel Jungen die ihre Kuscheleinhörner verstecken bevor Freunde zu Besuch kommen. Und das, obwohl ihnen diese doch sonst die liebsten Spielgefährten sind. Aber bei den meisten Jungs kommen diese Spielsachen nicht einmal im Kinderzimmer an. Bei einem Mädchen, welches mit Autos spielt, wundert sich wohl kaum mehr jemand. Aber ein Junge, der sich ein Puppenhaus wünscht oder ein Prinzessinnen-Kleid zu Karneval? Da bleibt es meist beim Wunsch.

Jungen wird leider beim Thema Rollenbilder immer noch deutlich weniger Offenheit entgegengebracht. Zumindest kann ich die da in meinen Beobachtungen deutlich seltener sehen. Jungen hören immer noch öfter Sätze wie „Hab dich nicht so“ oder „Hau mal zurück“. Jungen sollen stark sein. Und wo Mädchen keine Annika mehr sein sollen, dürfen Jungen diese auf keinen Fall sein! Und so frage ich mich, wo eigentlich die Jungs zwischen Elsaglitzer und den Räuberkindern bleiben?

Eure Sarah

 

 

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